Sigur Rós
Með suð í eyrum við spilum endalaust
EMI
Ins Englische übersetzt bedeutet der für Festlandeuropäer unaussprechliche Albumtitel angeblich so viel wie „With A Buzz In Our Ears We Play Endlessly“ – und vor endlos im Ohr summenden Stücken mag mancher erst mal zurückschrecken. Aber keine Sorge: Der Tinnitus bleibt nach dem Genuss von „Me su í eyrum vi spilum endalaust“, dem fünften Studiowerk der Isländer, sicher aus.
Für die Aufnahmen einiger Songs hat sich die Band um Sänger und Gitarrist Jón „Jonsi“ Thór Birgisson sogar erstmals von der heimischen Insel entfernt, um sich in Studios von New York, London und auf Kuba neue Inspirationen zu verschaffen. Da ist es nicht weiter überraschend, dass sich in „All Alright“ Jonsis Falsett ausnahmsweise nicht der isländischen oder einer obskuren Fantasiesprache, wie früher üblich, annimmt, sondern auch im Englischen gewohnt feierlich schwelgen kann. Das knapp neunminütige, epische „Ára bátur“, das live mit 90 Musikern der London Sinfonietta und eines Knabenchors aufgenommen wurde, schwingt sich sodann orchestral und nicht ohne Pathos in luftige Höhen. Mehr Opulenz war selten.
Dafür geht „Gobbledigook“ mit seiner turbulenten Perkussion und den hellen Klängen von Akustikgitarren ganz unkompliziert und ohne Umschweife ins Ohr, während sich „Inní mér syngur vitleysingur“ mit der für Sigur Rós typischen Klimax vom eingängigen, schlichten Pop-Song zur euphorischen und komplexen Hymne steigert. Trotz der aufwendigen Produktion, an der auch Flood mitwirkte, scheint alles ganz nah, intim und ursprünglich: eine von Licht durchflutete Landschaft in Cinemascope. (EMI)