The Secret Sisters :: Put Your Needle Down
Die Schwestern verlassen die Scholle und beglücken, von T Bone Burnett produziert, mit urbanerer Sophistication
Was immer T Bone Burnett in neuerer Zeit als Produzent anpackte, geriet mild, sanft, angenehm, ausgewogen. Es war mithin keine gute Nachricht, als vor drei Jahren bekannt wurde, dass der Hüter musikalischer Gediegenheit sich höchstpersönlich um die zweite LP der Secret Sisters kümmern würde, nachdem er bei der ersten bloß als Executive Producer in Erscheinung getreten war, sich als solcher im Hintergrund gehalten und die klanglichen Belange Dave Cobb überantwortet hatte. Dankenswerterweise, denn die Debüt-LP war ein wahres Klangwunder, wie aus einer Ära, als Klangwunder noch an der Tagesordnung waren. Nach den Fifties klingt auf „Put Your Needle Down“ nichts mehr. Aber das geht in Ordnung, denn auch die Musik von Laura und Lydia Rogers aus Muscle Shoals, Alabama, hat sich gewandelt. Honkytonk und Hillbilly kommen nur noch in Spuren darin vor, Songs und Sound sind nun urbaner, weltgewandter, aufgeklärter. An die Stelle hingebungsvoll gesungener Country-Klassiker sind Lieder getreten, die den Schwestern vom Land bis vor Kurzem noch fremd erschienen wären. Das feministische Fanal „The Pocket Knife“ von Polly Jean Harvey etwa oder die sinistre Obsession „Bad Habit“ aus eigener Feder: „I can’t break this bad habit ’cause this bad habit is breaking me.“ Bob Dylan hat mit der Blues-Raspel „Dirty Lie“ einen unvollendeten Song zur Verfügung gestellt, dem die Sisters eine Strophe hinzufügen durften. Aus dem Nachlass von Boudleaux Bryant stammt „Lonely Island“, das natürlich die Everly Brothers evoziert, für die diese melancholische Träumerei einst verfasst worden war. Alles ganz großartig, soweit es Lauras und Lydias stimmliche Präsenz betrifft, ihre herzzerreißend innigen Harmonies. Sicher, man hätte sich den Twang von Gurf Morlix auf dem Pop-Juwel „Black And Blue“ mächtiger gewünscht, Gabe Witchers Fiddle weniger vergeigt, den Bo-Diddley-Beat auf „Rattle My Bones“ kantiger. Mit Burnett war das wohl nicht zu machen, obschon er mitunter im Hintergrund gedämpften Rabatz inszeniert. Nach allem Für und Wider eine überaus famose Platte, die mit jedem Spin mehr Vergnügen bereitet. Put the record on, put the needle down!