Van Halen
Es war ein nicht mal zweiminütiges Instrumental, mit dem Van Halen den Hardrock revolutionierten und Generationen von Gitarristen zum Verzweifeln brachten. Bei „Eruption“ explodierten Eddie Van Halens Finger förmlich. Doch auch der Rest des Debüts „Van Halen“ (****1/2) ist sensationell in seiner Dynamik, die etliche Songs sofort zu Klassikern machte: „Runnin‘ With The Devil“ und „Ain’t Talkin“Bout Love“ werden gewiss keinen Preis für schlaue Texte gewinnen, aber sie haben -neben der Gitarre -einen zweiten unschlagbaren Trumpf: David Lee Roth. Wie der Nichtsänger die Zeilen ausspeit, raunzt und maunzt, sucht seinesgleichen, und sein skurriler Humor, der ihn später bis nach Las Vegas führen sollte, rettet auch Albernheiten wie „Ice Cream Man“.
In nur drei Wochen schusterte das Quartett dann „Van Halen II“(1979, ****) zusammen, die meisten Songs hatten sie noch vor dem Debüt geschrieben. Statt der Kinks coverten sie diesmal eher brav Clint Ballards „You’re No Good“, ansonsten blieben sie sich treu: sensationelle Gitarren, dazu Roths heiseres Kriegsgeschrei – fertig sind das lustige „Somebody Get Me A Doctor“ oder das groovende „Beautiful Girls“. Frauen waren immer ein großes Thema für Van Halen – auch auf dem dritten Werk, „Women And Children First“(1980, ***1/2). An den straighten Spaßrocksongs hatte man sich ein bisschen sattgehört, also legten sie noch eine Schippe Härte drauf und ein paar ulkige Effekte. Aber wenn Roth „Everybody Wants Some“ kreischt, weiß man, dass es sich nur um marginale Veränderungen handelt.
Bei „Fair Warning“ (1981, ***) ging es ambitionierter zu, die spannenden Riffs, der druckvolle Bass und die etwas ernsteren Themen können aber nicht über das eher schwache Songwriting hinwegtäuschen -kaum eine Melodie ist hier zwingend. Eigentlich konsequent, dass sie auf dem Nachfolger „Diver Down“(1982, **) vor allem Covers und Instrumentals unterbrachten – aber wer will schon Roy Orbisons „Pretty Woman“ in einer schmierigen Van-Halen-Version hören? Als man dachte, jetzt ist es vielleicht schon vorbei, gelang ihnen mit „1984“ (****1/2) noch einmal ein großer Wurf: Das kindische „Hot For Teacher“ und das genauso triebgesteuerte „Panama“ wurden zu Partykrachern, allerdings noch übertroffen von einem Ohrwurm, der einen auch heute noch tagelang quält, wenn man ihn nur einmal erwähnt: „Jump“.
Danach war David Lee Roth weg, Sammy Hagar kam. Sie hatten noch ein paar gute Jahre, dann einige schlechte mit Gary Cherone, ein paar Wiedervereinigungen mit Roth -und wie es nun weitergeht, ist eigentlich egal: Die entscheidenden Jahre sind verboxt. Aber ein Booklet wäre schon schön gewesen! Das hätte man ja allein mit den Sprüchen von Roth füllen können. (Warner)
***** inkommensurabel **** formidabel *** delektabel ** akzeptabel * miserabel