Jerry Lee Lewis :: Southern Roots
Inspiriertes Album mit Soul-und R&B-Songs auf einer Doppel-CD
Damals waren Genre-Alben dieser Art noch nicht üblich, aber auch nicht gern gesehen. Jerry Lee Lewis hatte bei Sun Records angefangen, das verband ihn mit Elvis Presley, Johnny Cash und Carl Perkins. Doch der Rock’n’Roll des Klavierspielers war immer zu überdreht und schauspielerisch, um im Süden für das wahre Zeug gehalten zu werden. Außerdem war Lewis ja ein berüchtigter Lustmolch (die inzestuöse Skandalhochzeit!) und mithin Persona non grata.
Der richtige Mann also (andererseits!) für den Southern Soul, und Jerry Lee Lewis schritt 1973 zur Tat: Aus „When A Man Loves A Woman“, bekannt durch Percy Sledge, schüttelte er sogleich den Schmalz, und „Blueberry Hill“ hatte nichts Betuliches mehr, wenn Lewis die Kadenzen schlug und die Bläser jubilieren ließ. Unter den Studiobesuchern war Tony Joe White -auf der zweiten CD dieses Kleinods ist die Version seines „Polk Salad Annie“ enthalten, das bereits in Elvis‘ Repertoire war. „Southern Roots“ erschien ebenso 1974 wie Van Morrisons „It’s Too Late To Stop Now“ und bekam gemischte Reaktionen. Unverständlich, wie wir jetzt hören.