Randy Newman Live In Germany 2006 :: An einem sonnigen Sommerabend trat Randy Newman bei den Jazz Open in Stuttgart auf -er vergaß nicht, den nachfolgenden Joe Jackson zu erwähnen und seine „great pleasure“ auszusprechen. Nach einem hohen Ton witzelte der Schelm, er habe Angst um die Glasfassade des Bankhochhauses gehabt, auf dessen Betonvorplatz das Konzert stattfand. Newman spielte konzentriert, mit schweren Augenlidern und flinken Anekdoten „Short People“,“Simon Smith And His Amazing Dancing Bear“,“Political Science“ und „Red Bandana“, betonte das Sentimentale mit „I Miss You“,“You’ve Got A Friend In Me“,“Losing You“ und „Follow The Flag“. Drei seiner besten Songs, Studien der Empathie, lassen einen frösteln: „In Germany Before The War“,“Louisiana 1927″ und „Bad News From Home“. Man wünschte sich immer ein Newman-Konzert mit Orchester, aber das hat nicht diesen direkten Zugriff und knappen Sarkasmus. (Immortal) ARNE WILLANDER
Über die kruden Gewaltfantasien und den Religionsquatsch könnte man noch hinwegsehen. Auch daran, dass sie wahrscheinlich kaum einen Ton live singt und ihr Gesicht so seltsam glattgezogen aussieht, hat man sich längst gewöhnt. Madonna war nie eine Sängerin, sondern immer vor allem ein Kunstwerk. Doch jetzt ist sie leider zur schnöden Arbeiterin mutiert. Und wer schaut anderen schon gern beim Rackern zu? Dass sie ihre Konzerte mit einem Song namens „Girl Gone Wild“ eröffnet, wirkt wie ein Witz; hier ist nichts überraschend oder gar spontan. (Die 20-minütige Dokumentation über ihre Tänzer-Armada heißt dafür umso passender „Workshop“.) Es ist richtig anstrengend, Madonna zwei Stunden bei diesem grellen Hochleistungssport zuzusehen, der mit Spaß nichts zu tun hat, zumal ihre neuen Lieder auch noch so deutlich gegen die alten abfallen. Usain Bolt ist
unterhaltsamer. (Universal)
Freddie Mercury Tribute Concert
Es war eine andere Welt. Einige Monate nach Freddie Mercurys Tod kamen 1992 im Wembley-Stadion etliche Rockstars zusammen, um (nicht nur) Queen-Songs zu singen. Def Leppard und Extreme, Paul Young und Seal sind heute weitgehend vergessen, aber an Guns N’Roses, die „Knockin‘ On Heaven’s Door“ massakrierten, wird man sich immer erinnern -genau wie an den hyperventilierenden Axl Rose, der Elton John bei „Bohemian Rhapsody“ zur Seite sprang. Es zeigt sich allerdings auch, dass nur ein Sänger dem Mercury-Erbe wirklich gewachsen war: George Michael. Wohl kein Zufall, dass bloß von ihm, David Bowie und Annie Lennox auch die Proben zu sehen sind -auf der dritten DVD in dieser Box, die erstmals das komplette Konzert zeigt, plus Doku von 2002. Für den rührendsten Moment lohnt sie sich schon: Allein am Klavier singt Brian May „Too Much Love Will Kill You“. (Eagle Vision) BIRGIT FUSS
„Bare Bones“ nannte Bryan Adams die Tour, die ihn im September 2011 auch nach Sydney führte – wo er endlich in dem Haus spielten durfte, das er so oft von außen bewundert hatte: in der Oper. Akustikgitarre, Piano, ein Scheinwerferkegel, mehr nicht. So zeigt sich plötzlich wieder, was man fast vergessen hatte: dass Bryan Adams mal richtig gute Rocksongs schreiben konnte und immer noch weiß, wie man sie singt. Er eröffnet mit „Run To You“, auch „Cuts Like A Knife“(mit Dudelsack-Einlage!) und „Heaven“ klingen in der abgespeckten Version besonders kraftvoll. Dass Adams es außerdem schafft, den ewigen „Summer Of ’69“ nicht bloß routiniert runterzurasseln, ist fast so sympathisch wie seine linkischen Witze. Aber ohne Balladen geht’s natürlich nicht, und spätestens bei „Have You Ever Really Loved A Woman“ wird es doch etwas fad. „Do you really wanna go all night?“ fragt er am Ende. Ach, 90 nette Minuten reichen. (Universal) BIRGIT FUSS