Mystery :: Lei Hao, Xi Qi
Regie: Lou Ye
Nach „Suzhou River“ (2000) bekam Lou Ye zwei, für „Sommer Palace“ (2006) sogar fünf Jahre Berufsverbot von der chinesischen Regierung. Sein Thriller „Mystery“ wurde von der Zensurbehörde genehmigt. Dabei ist der Genrefilm ein doppelbödiges Gesellschaftsporträt, in dem Beethovens „Ode an die Freude“ wie bittere Ironie erklingt. Am Anfang rast ein Wagen ungebremst in eine Frau, was den jungen Fahrer nicht kümmert. Ein Polizist glaubt nicht an einen Unfall. Keiner ist unschuldig in der raffiniert verschachtelten Geschichte um Intrigen, Sex, Gewalt und Lebenslügen, mit der Ye die Rücksichtslosigkeit der dekadenten Neureichen, die Illusionen der Mittelschicht und Korruption des Staates entlarvt. In einem unterhaltsamen Film lässt sich Kritik gut verstecken. (Alamode)
Regie: Tony Kaye
Das Neonazi-Drama „American History X“ (1998) ist nach einem erbitterten Streit um den Final Cut offiziell nicht von ihm. Sein zweiter Spielfilm „Black Water Transit“(2009) kam nie ins Kino. Zwischendurch soll Tony Kaye bei einer Produktion schon nach drei Tagen vom Set verschwunden sein. In seiner nun dritten Regiearbeit spielt Adrien Brody den Aushilfslehrer Henry, der an eine New Yorker High School kommt. Die Schüler sind renitent, die Lehrer ausgebrannt. Gleich drei Frauen (u.a. „Mad Men“-Star Christina Hendricks) bringen den engagierten, aber distanzierten Pädagogen emotional durcheinander Doch Kaye findet keine klare Linie in seinem Bildungsplädoyer, irritiert mit unnötigen Stilwechseln, zeigt die Probleme an US-Schulen aber ungeschminkt und mit Herzblut auf. (Alamode)
Regie: Jules Dassin
Brutal, billig und berauschend hat der Italowestern ein genuin amerikanisches Genre gekillt. Die alten, ritterlichen Helden aus dem John-Ford-Land wirkten müde gegen diesen Schnellschuss der unrasierten Dreckskerle, die in Sergio Corbuccis „Django“ (1966) und Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“(1968) einen frühen Höhepunkt fanden. Davor und vor allem danach wurden noch einige hundert B-Klassiker, Revolutionsstreifen und Gewaltpornos gedreht. Vier dieser schäbigen bis obskuren Glanzstücke erscheinen nun in dieser Box. Michele Lupos „Der Mann aus Virginia“ (1977) stammt aus der Endphase und gab es bereits auf DVD. Bis 2011 indiziert war „Bleigericht“ (1968) von Paolo Bianchini mit dem Sänger und späteren Sozialisten Dean Reed. Erstmals ungekürzt zu sehen sind auch Tanio Boccias „Die sich in Fetzen schießen“ (1967) und „Vier Teufelskerle“ (1973) von Giuseppe Rosati.
(Koch Media)
Regie: Derick Martini
Der Vater ist ein Säufer, die Mutter mit einem Investmentbanker abgehauen. Daher beschließt auch Luli (Chloe Grace Moretz), ihr Glück in der Ferne zu suchen. In Hotpants und mit einem Revolver in der Tasche bricht der Teenager von Nebraska nach Las Vegas auf. Vom naiven Traum einer White-Trash-Lolita zwischen gefallenen Engeln, Sugar Daddys, Psychopathen und Verlierern erzählt Regisseur Martini („Lymelife“) und schwankt etwas unentschlossen zwischen Komödie und Thriller. (Sunfilm)