SCHÖNER LOSER :: Oscar Isaac
Was war eigentlich Folk, bevor ihn Bob Dylan für die Massen aufbereitete? Ein Hobby für ältere Damen und der Zeitvertreib einiger passionierter Nerds. „Inside Llewyn Davis“ porträtiert einen dieser erfolglosen Musiker, die 1961 vor 20 Leuten in Nachtclubs singen, in der Hoffnung auf den Durchbruch. Man kann nicht sagen, dass dieser Llewyn Davis sehr sympathisch wäre. Oscar Isaac spielt ihn wunderbar prägnant als Schnorrer und Stadtneurotiker auf Woody Allens Spuren, der Frauen und Freunde schlecht behandelt. Überhaupt sind hier die Coens wie in „A Serious Man“ im Allen-Terrain: Nostalgie, Musik, Akademikermilieu, New York. Dies ist ein ungewöhnlicher Coen-Film, weil er in jeder Hinsicht dezent ist: Der Witz ist so zurückgenommen wie der Plot. Die Machart allerdings ist perfekt: Von der heruntergekommenen Ausstattung der Studentenwohnungen im Village bis hin zu eleganten Kamerafahrten, wenn es gilt, einen Tiger-Kater wieder einzufangen. Das hätte Stanley Kubrick auch kaum besser filmen können, und so gewannen die Coens in Cannes den Großen Preis der Jury.
Vor allem ist dies aber ein wunderschönes Porträt des winterlichen New York und des Lebens Anfang der Sechziger, als vieles, wie man hier sehen kann, noch um einiges unkomplizierter war. Lange plätschert alles sehr angenehm vor sich hin, dann übernimmt die schwarze Komödie über das Musik-Biz die Führung. Wenn wieder mal ein Folk-Song über die volle Dauer ausgespielt wird, ist man ganz auf der Seite des Plattenproduzenten, der cool zusammenfasst: „I don’t see a lot of money here“ – dann aber spielt am Ende Bob Dylan in Llewyns Club. Ab 5. Dezember im Kino. RS