Vinyl

The Shadows The Best Of The Shadows ****

The Shadows hatten Klasse, Stil und einen ganz eigenen Sound, der sich aus Fendergitarren speiste, aus Tremolo, Echo und Vox-Verstärkern. Blitzend und strahlend war dieser Klang auf den Platten der frühen Sechziger, hier wird solche Strahlkraft indes nicht ganz erreicht, obschon dem Direct-Metal-Mastering die Original-Tapes zugrunde lagen. Ein Zuviel an Limiter womöglich, jedenfalls klingen „Apache“, „Man Of Mystery“ und „The Frightened City“ nicht so wunderbar räumlich wie auf den alten 45s. Darüber, ob die Selektion dem Best-of-Claim gerecht wird, lässt sich trefflich streiten. (Simply Vinyl)

The Isley Brothers Twist & Shout ***1/2

Schon ihre erste LP war ein Schnellschuss, nachdem „Shout“ 1959 eingeschlagen war. Man ließ die Isleys „When The Saints Go Marching In“ und „Rock Around The Clock“ singen, das Unterfangen roch nach Cash-in. Drei Jahre später wiederholte sich das Procedere: „Twist And Shout“ hob überraschend ab, bei Wand Records reagierte man rasch und schickte die Gebrüder ins Studio mit ebenso flugs komponiertem Material. Federführend dabei war das Gespann Medley/Russell, dem man bereits den Hit verdankte, und so klingt hier vieles wie „Twist And Shout“, auch wenn es etwa „You Better Come Home“ heißt. Es ist kein geringes Verdienst der Isleys, gesanglich aus mancher Song-Schablone mit „Twist“ im Titel noch eine anregende Aufnahme mit Party-Potenz gemacht zu haben. Eine aufregende ist nicht dabei. (Wand/Sundazed)

The Flatlanders The Odessa Tapes ****

Es gibt viel Sagenhaftes in der texanischen Historie, Erinnerungen haben dort mehr als anderswo die Eigenschaft, sich zu verselbstständigen und dabei gewaltig an Größe und Gewicht zuzulegen. 40 Jahre dauerte es, bis aus der Sage von der Existenz dieser Tapes verifizierendes Vinyl werden konnte. Es handelt sich um jene Aufnahmen, die der legendären Band aus Lubbock um Joe Ely, Butch Hancock und Jimmie Dale Gilmore als Demos dienten für den Studio-Trip nach Nashville, wo dann im Februar 1972 die Takes entstanden, die 1980 erstmals auf der LP „One Road More“ veröffentlicht wurden. Kompliziert? You bet. Aber auch sehr lohnend, musikhistorisch wie musikalisch, obgleich Steve Wessons Säge noch nicht singt. (New West)

Kevin Coyne Case History ***1/2

Die erste Solo-LP des Grantlers erschien 1972, nachdem sich seine Band Siren aufgelöst hatte. Ein Album, das an die Nieren geht, sich mit Sucht, psychischen Störungen und Vernachlässigung beschäftigt, Themen, die dem ehemaligen Sozialarbeiter nicht fremd waren. Ein raues Album, musikalisch grob behauen, das keine Anstalten macht, Verhältnisse melodisch oder lyrisch zu schönen. (4 Men With Beards)

John Cougar Mellencamp Scarecrow ****

Fürwahr ein patriotisches Album, befeuert vom Pathos des aufrechten Rebellen, das John Mellencamp, damals noch „Cougar“, 1985 in seiner Heimat Bloomington, Indiana aufnahm. In „Rain On The Scarecrow“ beklagt er grimmig den Niedergang der amerikanischen Farmer während der Reagan-Ägide, mit „Small Town“ singt er ein Lob der Provinz, „R.O.C.K. In The U.S.A.“ ist eine sentimentale Reminiszenz an die Rockmusik der 60er-Jahre, und „Grandma’s Theme“ wird sogar knisternd von Oma Mellencamp intoniert. Der so rurale wie leidenschaftliche Reigen von treuherzigem Heartland-Rock entbot vier Hit-Singles und blieb Mellencamps beste Platte. „The Kind Of Fella I Am“ wurde gegenüber der Erstausgabe ergänzt. (Music On Vinyl)

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