Jesus Tomahawk :: Fünf liebevoll ausgestattete Editionen und eine Rettung
Als Heinz Rudolf Kunze im Jahr 2000 das neue Album „Jesus Tomahawk“ bei der Plattenfirma vorstellte, reagierten die Verantwortlichen mit Änderungswünschen und einem Satz für die Ewigkeit: „Heinz, denk doch mal an Robbie Williams.“ Sechs Songs wurden abgelehnt, worauf hin Chris von Rautenkranz vier andere Songs einrichtete und die Platte unter dem Titel „Halt“ erschien. Gestrichen wurden natürlich die komplizierteren Songs: „So sehr“,“Was ist eine Frau?“, das experimentelle „Killing No Murder“. So wurde aus einer mutigen eine gefällige Platte. „Jesus Tomahawk“ erscheint jetzt erstmals, gekoppelt mit „Halt“, in einer Reihe von Deluxe-Editionen.
Die wichtigsten Alben in diesem Konvolut sind „Der schwere Mut“ (1983, ****1/2) und die Live-Platte „Die Städte sehen aus wie schlafende Hunde“(1984, *****), gemeinsam auf drei CDs, beide um einige Songs ergänzt: „Der schwere Mut“ enthält jetzt auch „Sicherheitsdienst“, ein Demo des bisher unbekannten „Peter Paletti“ und das obskure Live-Stück „Wir gratulieren“, und dem ohnehin famosen Live-Dokument wurden die Lieder hinzugefügt, die damals in Hamburg zum Programm gehörten: „Hilfe von außen“,“Geht das nicht alles nochn bisschen schneller“, „Die Fütterung“,“Das Lamm Gottes“, „Man kann doch zu sich stehen, wie man will“,“7. Juli vormittags“ – eine Anthologie der besten Kunze-Stücke.
Für das Live-Album „Deutsche singen bei der Arbeit“ (1987, ****) – Kunze und Verstärkung als Rockband – wurde das ursprüngliche Konzert rekonstruiert, indem man die für Kunze typischen Zwischentexte wieder einfügte. Inspirierte Versionen von „Auf der Durchreise“ und „Maikäfer flieg“ passten auch noch auf die zwei CDs.
Das allgemein nicht sehr geschätzte Album „Einer für alle“ (1988, ***1/2), immerhin mit „Die eigenen Wege“ und „Die offene See“, ist nun mit einer zweiten CD verbunden, die Songs von der DDR-Tournee 1989 enthält, darunter „Keep On Running“ von der Spencer Davis Group und „A Salty Dog“ von Procol Harum.
Als Kompendium von drei CDs erscheinen zusammen „Die drei anderen Alben“ (***), namentlich die literarischen Programme „Sternzeichen Sündenbock“(1991), „Der Golem aus Lemgo“ (1994) und „Wasser bis zum Hals steht mir“ (2002). Hier dachte Kunze nicht an Robbie Williams, sondern an Kurt Tucholsky, Roland Barthes, E. M. Cioran, Peter Handke, Paul Celan und den Blauen Bock. (Rakete Medien) ARNE WILLANDER
Delbert McClinton