Wax :: Magischer Mix: Äthiopischer Jazz trifft auf Schweizer Sextett
Als Bill Murray in „Broken Flowers“ sein Auto durch einsame Landstriche lenkte, machten viele von uns dank Jim Jarmuschs musikalischer Vorliebe erstmals Bekanntschaft mit den Klängen von Mulatu Astatkes „Ethio-Jazz“. Seitdem haben sich die äthiopischen Skalen mit dem hohen Wiedererkennungswert global verteilt und sind – wie es auch mit dem nigerianischen Afrobeat passiert ist -Urmaterie für junge weiße Bands geworden. So ist der Ethio-Jazz auch in der Schweiz angekommen: Dieses Genfer Sextett weckt in seinem Namen gleich vollmundig Erinnerungen an die damalige Leib-Band des äthiopischen Kaisers Haile Selassie und genießt im Ursprungsland ihres Sounds sogar einigen Respekt. Dabei sind ihre Anleihen durchaus frei und erschöpfen sich nicht im Nachspielen des traditionellen Materials.
Auf ihrem vierten Album, „Wax“, wildern die Schweizer lustvoll in der Tradition der Azmaris, der äthiopischen Singer/Songwriter-Kaste, in ihrer Adaption freilich ganz instrumental. Herausgekommen ist ein sehr europäischer Hörwinkel: Mit elefantösen Bläsern, schrägen Hupen, klappernder Percussion, dem Flirren und Wummern patinabesetzter Keyboards und kehligen Funkgitarren grüßt man unter leicht psychedelischen Vorzeichen in die Ära des „Löwen von Juda“, hat aber auch die Pop-Philosophie der Achtziger absorbiert. Dass sich schon der Eröffnungstrack jedoch anhört wie ein Saing-Waing-Orchester vom burmesischen Hofe, verstärkt die magische Unschärfe der Jungs aus der Romandie. (Moi J’Connais/Broken Silence) STEFAN FRANZEN
Perera Elsewhere