Original Album Series :: Fünf sehr gelungene Alben des romantischen Songschreibers
Vor vier Jahren spielte Wolfgang Michels im Vorprogramm der deutschen Konzerte von Neil Young -es war die verdiente Würdigung des Songschreibers, der schon 1969 mit Peacewood’s Onagram ein fulminantes Album vorlegte. Michels‘ „Full Moon California Sunset“ (1977) ist wohl die einzige Platte eines Deutschen, die als Westcoast-Rock ernst genommen wird.
Fünf Alben wurden nun samt Bonus-Tracks zu einem Schuber zusammengefasst. „Crazy Enough“ (1979, ***) ist darunter die einzige LP mit englischen Texten; sie hält Äquidistanz zu den Songs von Neil Young und Bob Dylan, den Beatles und den Stones – Michels‘ offenkundigen Säulenheiligen. „Irgendwas stimmt hier nicht“ (1981, ****) belehnt „Miss You“ („Unten im Keller“) und „All Along The Watchtower“ („Blues Man“) und hat manchmal den quengeligdringlichen Ton von Rio Reiser, mit dem Michels befreundet war und zusammenarbeitete. Manche eingängige alternative Version ist hier sogar vorzuziehen, und nur sehr wenig ist vom herrschenden Zeitgeist zu hören. „Wir wolln keine Kriege mehr“ hat sogar etwas Blumfeldeskes. Die Gefühligkeit von „Helden am Straßenrand“ und „Weißt Du noch, was Liebe ist“ balanciert in fließenden Arrangements über den Niederungen des Kitsches.
Ebenso gut funktionieren „Keine Probleme“ (1983, ****) und „Bei Mondschein“ (1985, ****), das Album mit Rio Reiser. Wolfgang Michels ist ein Sternengucker und Sensualist, der in die Stille der Nacht lauscht und Eingebungen empfängt. Das späte „Zuhause“(2008, ****) ist womöglich seine romantischste und intimste Arbeit: das Resümee eines Musikerlebens, zugleich tief melancholisch und erhebend. (Warner) ARNE WILLANDER
Snakefinger ’s History Of The Blues