What’s Wrong With This Picture? :: Die vier brillanten frühen Alben und Raritäten des Kaliforniers

Vater Murry Wilson war überzeugt, dass er seinen Sohn Brian zu popmusikalischen Höchstleistungen prügeln müsse. Das machten Hollywood-Komponist Ernest Gold und seine Ehefrau Marni Nixon -die Gesangsstimme für Leinwand-Diven wie Natalie Wood („West Side Story“) und Audrey Hepburn („My Fair Lady“) – ganz anders. Sie steckten ihren Erstgeborenen Andrew in eine noble Schule in England, wo er im zarten Alter von 16 angeblich dem Polydor-Büro in London eine Auswahl von Demos seiner ersten Songs schickte.

Mitsamt den Genen der Altvorderen waren ihm offenbar außerordentliche Talente in die Wiege gelegt worden, die sich wenige Jahre später schon voll entfalten sollten. Nämlich die zum Komponisten, Arrangeur, Produzenten und Musiker, der jedes Instrument, das er spielen wollte, bald auch ziemlich perfekt beherrschte. Dass sein Solodebüt erst 1976 – also einige Jahre nach denen von hochmögenden Kollegen der Singer/Songwriter-Szene an der Westküste wie John David Souther, Jackson Browne oder Tom Waits -erschien, hatte damit zu tun, dass er zuvor als Arrangeur und Session-Crack an allen möglichen Instrumenten bei den Aufnahmen zu „Heart Like A Wheel“ die Karriere von Linda Ronstadt richtig in die Gänge bringen musste.

Der Plattenvertrag mit dem alle Talente der Szene gern kaufenden David Geffen war nach diesem Hit-Album nur noch Formsache. Linda war dankbar und sang später bei Golds Top-Hit „Lonely Boy“ mit -auf der Debüt-LP auch schon bei „Love Hurts“ (weder der Everly-Brothers-noch der Gram-Parsons-Song), einem für ihn typischen Pop-Ohrwurm. Mit solchen Songs profilierte er sich rasch als Meister im Easy-Listening-Handwerk, dessen Dienste ab sofort von noch viel mehr Kollegen gesucht wurden.

Wenn er Aufnahmen nicht gänzlich solo einspielte, versicherte Gold sich stets der Hilfe von Profis wie The Section. Neben Oldies von Buddy Holly, Maurice Williams und Jeff Barry/Ellie Greenwich nahm er ausnahmsweise auch mal neue Songs eines geschätzten Kollegen wie Mark Safans „I’m On My Way“ auf. Auf „All This And Heaven Too“ – einem ziemlich ungeniert die Beatles zitierenden Potpourri -präsentierte er mit „Thank You For Being A Friend“(später durch die Fernsehserie „Golden Girls“ berühmt geworden) einen weiteren seiner unwiderstehlichen Ohrwürmer. Den findet man unter den Raritäten der dritten CD (die vier Original-Asylum-LPs sind komplett auf den ersten beiden zu finden) als Outtake; neben unveröffentlichten Bossa-Nova-Instrumentals gibt es auch eine hinreißende konzertante Version von John Lennons „Dr. Robert“.

Als musikalisches Chamäleon entpuppte sich Andrew Gold immer wieder mal gern. Bei „Hope You Feel Good“ gab er 1976 im Konzert in Los Angeles schon mal seinen besten Billy Joel. Überhaupt ähnelten die Lieder den Stücken des Songschreibers aus New York oft zum Verwechseln. Vielleicht hatte Andrew Gold den Song aber ohnehin als Hommage an den damals noch weniger populären Kollegen gedacht. In den nächsten Jahren wendete sich indes das Glück: Während Billy Joel zum globalen Superstar wurde, sank der Stern des Andrew Gold in den 80er-Jahren erheblich. (Edsel/Soulfood) FRANZ SCHÖLER

Michels

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