Fabian Hischmann :: Am Ende schmeißen wir mit Gold
Arg lethargische Gedanken hat der 29-jährige Lehrer Max Flieger, Tierfilmliebhaber und Onanist, zu Beginn von Fabian Hischmanns Romandebüt: „Das pralle Leben flimmert über den Bildschirm, und ich hänge als blasses Gegenstück auf dem Sofa.“ Ein Dasein im Konjunktiv: „Ich könnte versuchen, mich wieder zu verlieben, oder einfach nur so mit jemandem Sex haben.“ Die Nachricht vom Tod der Eltern nach einer Gasexplosion im Ferienhaus auf Kreta vertreibt ihn von der Couch. Höchste Zeit für eine Identitätsfindung – nicht nur die sexuelle Orientierung betreffend.
Hischmann, Absolvent der Hildesheimer und Leipziger Schreibschulen, hat sich hierfür ein globales Setting erdacht: Post-Hippie-WG im Schwarzwald, Beach-Party in Griechenland und ein wohl nur erträumter „Ein-Mann-sieht-rot“-Einsatz in New York zur Verarbeitung eines sehr konstruiert wirkenden Traumas. Stilistisch arbeitet er mit den Mitteln der oft nur mittelguten deutschen Pop-Literatur, detailversessenen Beobachtungen und dem klassischen Genre der Coming-of-Age-Geschichte. Das ganz pralle Leben also, auf gerade mal 250 Seiten. Passagenweise folgt man der Versuchsanordnung gern, nicht selten aber wünschte man sich, Hischmann hätte den „Universalrat“ von Max’ Papa befolgt: „Eins nach dem anderen.“ (Berlin, 18,99 Euro)