Snowpiercer :: Regie: Bong Joon-ho
Ein Zug rast durch Zeit und Raum. Nie hält er an, denn Stillstand bedeutet Tod. Im Zug sitzt die Menschheit oder das, was von ihr übrig geblieben ist in einer Zukunft, die Katastrophe heißt, einer neuen Eiszeit, die die ganze Welt in eine arktische Schnee- und Gletscherwüste verwandelt hat. „Snowpiercer“ heißt dieser wilde Film des renommierten koreanischen Autorenfilmers Boon Jung-ho („The Host“, „Mother“), ein herausragendes Beispiel für die Gegenwart des Phantastischen Films. „Snowpiercer“ ist Science Fiction nach einer französischen Graphic Novel, der von den Koreanern mit europäischen und amerikanischen Schauspielern, darunter Tilda Swinton und John Hurt, in der Tschechischen Republik und in den österreichischen Alpen gedreht wurde. Ein unterhaltsamer Genrefilm mit tieferer Bedeutung, denn natürlich steht dieser Zug, wie jeder gute Zukunftsentwurf, für die Gegenwart: also für eine Moderne in rasendem Stillstand, eine neue Klassengesellschaft voller innerer Widersprüche und die Abwesenheit jedes Sinnhorizonts, an dessen Stelle eine törichte Unterhaltungsmaschine getreten ist. Eine provozierende Fantasie, die unserer Zeit den Spiegel vorhält. Denn irgendwann kommt es zum Sklavenaufstand der am Zugende angesiedelten Unterschicht gegen das neue Ancien Régime 2013; und den von Ed Harris gespielten Diktator im Cockpit des Zugs. Auch dieser Film kennt nur die Vorwärtsbewegung – das Ergebnis ist so düster wie blutig. Dystopisches Popspektakelkino.