Das wilde Herz fehlt: Depeche Mode und ‚Sounds Of The Universe‘
Man könnte mit gutem Recht behaupten, es sei ein Fehler, Dave Gahan am Songwriting zu beteiligen. Doch auch der alte Fuchs Martin Gore ist längst über seinen Zenit hinaus
Sie haben sicher schon die tolle neue Depeche Mode-Single „Wrong“ gehört. „I was born with the wrong sign/In the wrong house/With the wrong ascendancy/I took the wrong road“, singt Dave Gahan hier- und gibt damit die inhaltliche Route der „Sounds Of The Universe“ vor: Es geht natürlich einmal mehr um den Schmerz, das Leiden an der irdischen Existenz. Selbst für Depeche Mode-Verhältnisse ist dieses zwölfte Studioalbum ein düsteres und abgründiges Werk geworden, dem sie mithilfe analoger Synths eine industrielle Stimmung angedeihen ließen.
Eine karge Ödnis, die noch beklemmender wirkt, weil die Protagonisten sich voneinander offenbar ebenso entfernt haben wie von ihren Themen. So wähnt sich Gahan immer noch in Ketten („In Chains“), während man eigentlich meinte, sein Martyrium sei ausgestanden. Der Song will sich nicht recht entwickeln. Man hört die üblichen Ingredienzien, es klirrt, pluckert, pocht- aber es fehlen: das wilde Herz und die Grandezza früherer Tage. Und auch das von Gahan geschriebene „Hole To Feed“ bleibt eine routinierte Meditation über die innere Leere, das Verzweifeln am Leben, der Liebe und sich selbst.
Nun könnte man mit gutem Recht behaupten, es sei halt ein Fehler, den Sänger überhaupt am Songwriting zu beteiligen. Doch auch der alte Fuchs Martin Gore ist längst über seinen Zenit hinaus. „Perfect“ etwa ist zwar eine getragene Pop-Ode mit gewissem Potenzial, verklingt aber letztlich folgenlos. Und „Peace“- Gahan klingt hier fast wie John Lennon– vermag die angestrebte Eindringlichkeit nicht zu vermitteln.
„In Sympathy“ klingt dann mit seinen bratzenden Sounds fast schon modern, offenbar haben Depeche Mode Minimal Techno und French House studiert. Aber man liebt die Band ja eigentlich vor allem als Songschreiber von eigenem Stil und Rang. Etwas Trost spendet Gore schließlich mit dem flehend anmutigen „Jezebel“, einer zart hingetupften, kammerpopartigen Ballade. Schon bald wird man „Sounds Of The Universe“ trotzdem vergessen haben. Man wird dann wieder „Violator“ auflegen. Und „Songs Of Faith And Devotion“.