Tape Deck Heart :: Der selbstkritische Typ kann nicht tanzen, aber knuffigen Folkpunk
„I want me some lust, some love and a smattering of that old-time romance!“, singt Frank Turner, verpackt diese Bitte artig in eine Punk-Burleske namens „Four Simple Words“, mit der dieser unverschämt sympathische Kerl schon vor einem guten Jahr das Publikum im Wembley Stadion ganz meschugge machte. Nun ist dieser Song das Herzstück seines Albums „Tape Deck Heart“ – eine Revue-Nummer, die die Ramones und Queen zu Vaudeville-Attraktionen macht, sich über den Zeitgeist amüsiert („Because we’re all so very, 21st century/you’re probably listening to me on some kind of portable stereo“), ein Song, der Walzer, Honkytonk und Punkrock kann und in dem sich Turner zurücksehnt in die Zeit, in der Konzertbesuche noch eine aufregende Sache waren.
Die Wehmut, die diesen Ausflug ins Sturm-und-Drang-Fach zusammenhält, ist stilprägend für das Album voller selbstkritischer Bestandsaufnahmen. „Tape Deck Heart“ erzählt in meistens gut aufgelegt daherkommenden Folk-Punk-Kostümierungen von der Schwierigkeit, sein Leben trotz aller Ernüchterungen in den Griff zu bekommen. Ach, wie spannend war es, als er sich sein erstes Tattoo stechen ließ, erinnert sich Turner in „Losing Days“, lamentiert über die Langeweile, und nur die Mandoline versucht ihn aufzumuntern. Wie die folkloristischen Nummern „Recovery“ oder „The Way I Tend To Be“ ist auch der knallige Popsong „Plain Sailing Weather“ letztlich eine Selbstanklage: „Just give me one fine day of plain sailing weather/And I can fuck up anything!“
Während Turner in der sensiblen Ballade „Tell Tale Signs“ davon träumt, endlich ernst zu machen und erwachsen zu werden („You should mean more to me by now than just heartbreak and a short skirt“), merkt er im trotzigen Abschiedslied „Anymore“ schließlich, dass eine Beziehung manchmal wie bei T. S. Eliot die Welt „not with a bang but a whimper“ endet, dass Lust, Liebe und bisschen Romantik leider nicht immer da sind, wenn man sie braucht. (Universal)