Long Way Down :: Halbdunkler Pianopop eines vielversprechenden Engländers
Zu Beginn des Jahres bekam Tom Odell den „BRITs Critics Choice Award“. Der ist begehrt und kündigt meist eine große Karriere an -in den letzten Jahren ging der Preis an Emeli Sandé, Jessie J, Ellie Goulding, Florence Welch und Adele. Begabte Frauen, die freilich etwas sagen über den Status quo der britischen Poplandschaft, in der Eigenwille etwas wert ist, wenn er denn einigermaßen massenkompatibel ist.
Odell, ein erst 22-jähriger Südengländer, belegt diese These. Auf „Long Way Down“, dem auf Lily Allens Label In The Name Of erscheinenden Debüt, ist die inbrünstige Pianopopmusik eines jungen Mannes, der etwas bedeuten will. Gleich bei den ersten Sätzen von „Grow Old With Me“ hört man das -Odell singt die Töne bebend an wie Marcus Mumford, barmt dann später wie Jeff Buckley. Das Lied beginnt mit einem Pianoriff wie vom jungen Elton John, der hier das große Vorbild ist. Doch auch das erste Coldplay-Album und (seltener) der Indie-Pop von Arcade Fire haben Spuren hinterlassen. Odell und Keane-Produzent Dan Grech-Marguerat rühren einen warm hallenden Analog-Sound an -das Klavier steht eher in der englischen Kaschemme als im Opernhaus, das Schlagzeug eher im kleinen Kellerraum als im blitzblanken Studio. Dazu sind diese halbdunklen, nie bloß standardmäßigen Lieder gut komponiert -Tom Odell ist sicher nicht auf dem langen Weg nach unten, sondern auf dem nach oben.(Sony) JÖRN SCHLÜTER
Vampire Weekend