Latitude :: Der Songwriter verzaubert mit zarten Melodien und Grooves
Wir haben David Lemaitre bei „TV Noir“ gesehen und waren entzückt. Von den filigranen Liedern, dem zarten Gesang und den interessanten Geräuschkulissen, die der Sänger und Gitarrist/Pianist gemeinsam mit einem Geiger und einer Cellistin hervorzauberte. Auch auf dem nun vorliegenden Debütalbum ist dieser Zauber, den Lemaitre hier stärker mit Lo-Fi-Elektro-Grooves unterlegt. Der in Bolivien geborene Wahl-Berliner ist ein Songwriter wie Elliott Smith oder der frühe Sufjan Stevens und singt manchmal mit einer ähnlichen Kopfstimme wie Justin Vernon alias Bon Iver. Dazu mischen das elektronische Beiwerk und viele kleine Arrangement-Ideen dem Repertoire gelegentlich ein 80s-Dream-Pop-Gefühl bei -etwa bei dem auf Bassdrum und Handclaps gestellten „The Incredible Airplane Party“.
Doch im Kern ist Lemaitre vor allem bei seiner Gitarre und seinen weich gezeichneten Gesangsmelodien. Besonders schön: das seufzende „Olivia“, bei dem sich die Streicher zum Chorus wundervoll über die Gitarre erheben. „Pandora Express“ bedient sich lateinamerikanischer Rhythmen, vielleicht kommt da die Herkunft des Künstlers ins Spiel. Auch bei „Jacques Cousteau“ schwingt ein wenig Bossa oder so etwas mit, dazu eine E-Gitarre, wie Paul Simon sie einst zu seinem Repertoire addierte. Am Schluss steht Nick Drakes Todesewigkeitslied „River Man“, dessen erdfarbene Akkordcluster Lemaitre aufhellt und wiederum ein wenig auf Latin-Folk-Jazz deutet.
Wolkenweich sind diese Lieder und selbstvergessen – Lemaitre hat auf Anhieb ein wunderbares Album hinbekommen. (PIAS)