Jake Bugg
Shangri La
Universal
Das zweite Album des britischen Shootingstars überzeugt voll
Nottinghams bekannteste Rotznase leidet offensichtlich nicht unter Stresssymptomen. Während andere Musiker die Belastungen einer Tournee beklagen, womöglich auch noch die Bürde eines Nummer-eins-Albums, schreibt uns Jake so eben mal sein zweites Werk zwischen ein paar Auftritten – und fährt dann ohne jegliche Berührungsängste nach Malibu, um es aufzunehmen. So entspannt wird Jake Bugg sicher auch mit den Nörglern fertig, die kritisieren, dass er sich ausgerechnet in die Hände des Allmächtigen des Rock, Rick Rubin, begab und dass er es auf der Vorabsingle „What Doesn’t Kill You“ in ungewohnter Weise krachen ließ. Doch was als Anbiederung an britische Kollegen wie Miles Kane und die Arctic Monkeys verstanden werden könnte, dokumentiert vor allem Buggs Vielseitigkeit. Ein Übermaß skizzenhafter Folksongs käme einer kreativen Sackgasse gleich, und so spannt das Skiffle-verwandte „There’s A Beast And We All Feed It“, mit 1:42 das kürzeste Stück, zu Anfang den Bogen vom „alten“ Jacob zum „neuen“, zu „Our Jakeness“. Selten sah und hörte man einen jungen Künstler in einem einzigen Jahr dermaßen reifen, ohne dass er seinen jugendlichen Drang aufgab.
Die Grundstimmung in Malibu, sie blieb britisch. Bugg nutzte dabei auch schon mal die virtuelle Midlands-Verbindung nach Liverpool und nimmt bei „Me And You“ und „All Your Reasons“ die Fährte der La’s und The Coral auf, die darüber hinaus gern vom Laurel Canyon träumten. Wenn der Backbeat wie in „Messed Up Kids“ an die Stones erinnert, dürfte das wiederum dem Besitz von „Exile On Main Street“ geschuldet sein. Die Produktion hingegen kann man durchaus amerikanisch nennen. Rubin hielt stets die Flasche mit Glanzpolitur bereit, wusste aber immer, wann der Deckel drauf musste. Im Hintergrund perlt das Keyboard auch mal wie bei den Doors, doch ein Gefühl der Übersättigung stellt sich nie ein. Vor allen Dingen aber wird die ganze Bandbreite von Buggs Stimme ausgeschöpft. Zum absoluten Highlight avanciert dabei „A Song About Love“. Eine schönere Fortsetzung von The Verves „Lucky Man“ hätte man sich nicht vorstellen können.
„Shangri La“ ist schlichtweg ein Spektakel. Ohne Füller, ohne Längen, mit gerade so viel Firlefanz wie nötig.