Anna Calvi

One Breath

Domino

Elegisches Seelendrama der britischen Songschreiberin

Vorhang auf für Anna Calvi: Die britische Songschreiberin mit der markanten Stimme inszeniert auf dem Nachfolger ihres vor zwei Jahren für den Mercury Prize nominierten Debüts das ganz große Seelendrama. Den Theaterdonner ersetzt ihr die ungestüm dröhnende Gitarre, die Texte werden ihr von der eigenen, nicht unbedingt immer positiven Lebenserfahrung souffliert. „I stand on the edge of sadness/ that I can’t face/ it tastes like I’m leaving/ suddenly I will leave it all behind“, heißt es etwa in dem packenden Auftaktstück „Suddenly“, das von Depressionen handelt und atmosphärisch den Ton vorgibt.

Mal orchestral und mit viel Streicherschmelz arrangiert, mal avantgardistisch pluckernd und zirpend drehen sich ihre sinistren Songs um innere Konflikte, um Themen wie Verlust, Verzweiflung und Daseinsmüdigkeit; dies alles gilt es zu überwinden, und die Kraft der Musik gibt ausreichend Anlass zur Hoffnung. Wer dermaßen auf die Pauke und in die Saiten haut, hat noch lange nicht aufgegeben. Gekonnt verknüpft Anna Calvi das Pathos von Florence Welch mit der Experimentierfreude von Björk und der Lust am Lärm einer PJ Harvey. Dass sie zudem ein feines Gespür für nicht nur originelle, sondern auch gefällige Melodien hat, beweist sie auf „One Breath“ ein ums andere Mal.

Tragik und Zuversicht von herausragenden Songs wie „Piece By Piece“, „Cry“ oder „Sing To Me“ klingen noch lange nach. Anna Calvi ist ein aufregendes und äußerst abwechslungsreiches Album gelungen, das zwar bittere Aspekte des Lebens verarbeitet, jedoch nie niederschmetternd oder trist wirkt. Allein dafür hat sie tosenden Szenenapplaus verdient.