Wohin, wenn man musikalisch schon alle Tabus gebrochen, alle Konventionen gesprengt, mit allen Regeln der Songkunst gebrochen hat? Kim Gordon beweist mit Gitarrist Bill Nace (Vampire Belt, Ceylon Mange), dass es immer noch krasser geht. Als Body/Head spielen sie die heftigste, destruktivste Gitarrenmusik des Jahres. „ Coming Apart“ ist ein Gemetzel voll verkümmerter Töne und amputierter Klänge. Ein urbanes Monstrum, vor dem man seelisch instabile Menschen dringlichst bewahren sollte.

Gleich im ersten Stück, dem Psychedelic-Drone „I Can Only Think Of You In Abstract“, singt Gordon wie eine aus der geschlossenen Psychiatrie Entflohene, die sich in eine Sixties-Disco verirrt hat, in der gerade Jefferson Airplane läuft. „Murderess“ ist ein paranoider Traum zu Hubschrauberpropellerdruckwellen. „Last Mistress“ steigert sich zu einem disharmonischen Feedback-Fanal. So geht das ewig weiter. Irgendwann hört der Gesang auf, als hätte das Organische selbst in technisch verstümmelter Form keinen Platz mehr in dieser Welt. Dann herrscht nur noch Fiepen, Rauschen, Brutzeln, Dröhnen, Wahnsinn, Horror.

Klar ist: Gordon und Nace wollen verstören, wollen einen entgeistert zurücklassen. Aber spätestens nach der Hälfte von „ Coming Apart“ wirkt ihre angestrengt avantgardistische Haltung, ihr unbedingter Drang zur Hässlichkeit absurd. Am Ende ist man erschöpft – und froh, mit ein paar Blessuren da durchgekommen zu sein.