Aoife O’Donovan :: Fossils
Wie man hört, hatte Aoife O’Donovan schon zu Beginn ihrer Karriere den Wunsch, ein Soloalbum aufzunehmen – mit Tucker Martine (Laura Veirs, Decemberists, Laura Gibson) als Produzent. Nach gut zehn Jahren Musik mit den Americana-Grenzgängern Crooked Still und anderen wird dieser Wunsch nun wahr.
Die Musik auf ihrem Debüt „Fossils“ lebt von einem ganz und gar amerikanischen Gefühl, doch die Sängerin aus Newton, Massachusetts transzendiert die Genres, kann Country und Folklore, ist aber auch Singer/Songwriter. Vor allem lebt „Fossils“ von O’Donovans Stimme, die ätherisch über den Liedern schwebt, anstatt sie in der Erde zu verwurzeln. Gleich beim Opener erlebt man das. Ein Mellotron und eine Pedal-Steel seufzen, das Lied will irgendwo hin, weit weg von hier, dazu singt O’Donovan mit leiser Entschlossenheit. Das klang bei Alison Krauss, die „Lay My Burden Down“ für ihr letztes Werk aufnahm, wesentlich traditioneller. Bei „Briar Rose“ tuckert ein Banjo, das Schlagzeug lautmalert, das Solo gehört dem Akkordeon. Ein wenig erinnert diese still abgeklärte Atmosphäre an Shawn Colvin, doch O’Donovan wirkt grenzgängerischer, eigenwilliger, weit weniger traditionell. Das ist aber auch das Verdienst von Tucker Martine, der hier behutsam agiert und sehr klare Signale aufgenommen hat, vor allem aber im richtigen Moment gegen den Strich bürstet. Etwa beim von innen leuchtenden „Glowing Heart“, einer Art Ambient-Country. Oder bei „Beekeeper“, dessen vorsichtig dramatische Harmonien, kunstvoll eingesetzten Streicher und knarzigen E-Gitarren an Martines Ehefrau Laura Veirs, Höhe „Year Of Meteors“, erinnern.