Hai-Alarm am Müggelsee :: Henry Hübchen, Michael Gwisdek
Regie: Leander Haußmann, Sven Regener Start: 15.3.
Sven Regener hat mit Element Of Crime viele wunderbare Platten aufgenommen und ein paar gute Bücher geschrieben. Leander Haußmann hat immerhin „Sonnenallee“ gedreht und danach auch noch einiges. Zusammengearbeitet haben die beiden schon bei „Herr Lehmann“ und „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“. Jetzt also das erste gemeinsame Drehbuch, Regie und Musik haben sie sich auch geteilt. Man will diese Berlinprovinzhorrorquatschkomödie mögen, weil man doch in jeder Minute merkt, wie viel Spaß sie diesem drolligen Duo gemacht hat. Nur das Anschauen ist halt nicht ganz so lustig. Es liegt gar nicht daran, dass die Geschichte vom Hai, der alle rund um den Müggelsee in Aufregung versetzt, so haarsträubend ist. Es sind die holzschnittartigen Figuren, die bald nerven, und das permanent Überdrehte, das manchmal kaum auszuhalten ist. Klamauk ist gar kein Ausdruck dafür. Dabei gibt es viele originelle Ideen und einige tolle Szenen: Herrlich, wenn die Regisseure Jürgen Flimm und Frank Castorf beim Griechen sitzen und schwadronieren! Und wenn Regener und Haußmann als tumbe Taucher ins Bild watscheln oder als musizierende Polizisten das grausame Geschehen kommentieren, dann sieht man plötzlich, dass die beiden gemeinsam durchaus Potenzial haben. BF
Paul Rudd, Leslie Mann
Regie: Judd Apatow Start: 14.3.
Er hat mit „Beim ersten Mal“ der Beziehungskomödie einen anarchischen Ton verpasst, produziert die radikale TV-Serie „Girls“: Judd Apatow ist in fünf Jahren zur Macht in Hollywood aufgestiegen. Seiner Mischung aus derben Albernheiten und dramatischer Lebensanalyse bleibt er auch hier treu. Pete (Paul Rudd) und Debbie (Leslie Mann) werden in derselben Woche beide 40. Das Ehepaar hat seit langem keinen Sex mehr miteinander gehabt, berufliche Sorgen, zwei zickige Töchter (Maude und Iris Apatow) und ein schwieriges Verhältnis zu seinen Vätern (Albert Brooks, John Lithgow). Damit zeigt zwar Apatow keine neuen Einsichten in die Midlife-Crisis. Stets unangepasst kitzelt er jedoch aus alltäglichen Situationen, absurden Momenten und bissigen Dialogen tiefere Wahrheiten heraus. Apatow schert sich nicht um eine schematische Dramaturgie: Manche Szenen sind grandios improvisiert und gerade dadurch lebensnah, andere hemmungslos überspitzt und dennoch glaubhaft. OH
Hugh Jackman, Russell Crowe
Regie: Tom Hooper Start: 21.2.
Wer ist bloß Tom Hooper? Überraschend erhält der Brite 2011 schon bei seiner ersten Nominierung für „The King’s Speach“ den Oscar als bester Regisseur. Dabei entspricht das Werk eher dem Stil der damaligen Produzenten Harvey und Bob Weinstein. Nur bedingt eine eigene Handschrift weist auch Hoopers Adaption von „Les Miserables“ auf. Der Film stellt nahezu getreu das Broadway-Musical von Claude-Michel Schönberg nach. Was auf der Bühne funktioniert, wirkt als Film indes dramaturgisch sprunghaft und emotional wenig nachvollziehbar. Eigentlich werden nur sehr lange Gesangszenen aneinandergereiht und wer den Roman von Victor Hugo nicht kennt, muss schon genau hinhören, um der Geschichte des einstigen Sträflings Valjean (Hugh Jackman) und seines lebenslangen Häschers Javert (Russell Crowe) folgen zu können. Trotz imposanter Bilder und Kulissen sind etliche Momente auch nur solide inszeniert. Dem Kino gibt Hooper damit keine Impulse, aber für den Golden Globe in der Kategorie Bestes Filmmusical hat es gereicht. OH
Steve Oram, Alice Lowe
Regie: Ben Wheatley Start: 28.2.
Leichen pflastern ihren Weg durch die Hochlandschaft von Yorkshire. Sein erstes Opfer überfährt Chris (Steve Oram) im Rückwärtsgang. Kein Zufall. Der bärtige Arbeitslose rastet regelmäßig aus, wenn er sich zu sehr in seinem Ordnungswahn gestört fühlt. Freundin Tina (Alice Lowe) befürchtet lediglich, er könnte mit der mörderischen Marotte den ersten gemeinsamen Urlaub ruinieren. Doch während der tristen Tour mit dem Wohnmobil findet sie selbst Spaß daran. Als Bonnie und Clyde vom Campingplatz schickt der britische Regisseur Wheatley („Kill List“) ein autistisches Spießerpärchen auf die Reise. „Sightseers“ funktioniert als bitterböse romantische Komödie und Roadmovie mit makabrer Konsequenz. OH