Sudden Elevation :: Nein, das ist nicht die neue Platte von Joanna Newsom. Leider
„Some things remain a mystery“, singt Ólöf Arnalds mit dieser feengleichen Stimme, die durch die Landschaft zu mäandern scheint, die sie in „German Fields“ besingt. Begleitet von einem gehauchten unruhigen Rhythmus kommen einem Lieder wie dieses gerade in ihrer hübschen Fremdartigkeit merkwürdig vertraut vor.
Vielleicht, weil die Isländerin (übrigens die Cousine des Popminimalisten Ólafur Arnalds) zu ihrem schwebenden, magisch aufgeladenen folkloristischen Repertoire erstmals nur auf Englisch singt und einen dabei doch sehr an Joanna Newsom erinnert – obwohl man nicht nur die Harfe, sondern auch die ausufernden Songinszenierungen vermisst. Auch wenn Arnalds wie Newsom diesen kindlich-affektierten Tonfall beherrscht, bevorzugt sie allerdings die kleine Form. Ihr Atem reicht selten länger als drei Minuten. In Songs wie „Treat Her Kindly“, „Call It What You Want“, „Fear Less“ oder „The Joke“ erahnt man zwar einen Newsom’schen Zauberwald, man bleibt aber staunend vor ihm stehen, ohne ihn zu betreten.
„Sudden Elevation“ ist trotzdem eine sehr schöne Folkpop-Platte. Arnalds hat die Lieder, die mit übereinander geschichteten Stimmen und Akustikgitarren, mit Viola und Charango in Szene gesetzt werden, mit ihrem Produzenten Skúli Sverrisson in einer Hütte im westisländischen Hvalfjördur aufgenommen. Selten nur verirrt sich eine elektrische Gitarre wie in „Onwards and Upwards“ hinein. In „A Little Grim“ singt Arnalds mit sich selbst einen Kanon. „Perfect“ klingt wie die Variation eines Stücks aus Van Morrisons „Astral Weeks“, während sie einem im intimen Titelsong mit dem Tremolo in ihrer Stimme ungewohnt nahe kommt. Im Kleinod „Numbers and Names“ gelingen verwobene Rhythmen aus Gitarre und Charango. „Sometimes I feel so alone/ My friends have all grown up“, hört man sie singen, während man vom nächsten Joanna-Newsom-Album träumt. (One Little Indian/Rough Trade) Gunther Reinhardt
The Dark Flowers