The Messenger :: Viele Verweise, wenig Halt: Der Ex-Smiths-Gitarrist will rocken
Ein paar Sekunden lang kommt einem Pete Townshend in den Sinn. Mit einem unerwartet rauen Riff beginnt das Album, das sich dann mehr und mehr zu einer schnaufenden Britrock-Walze entwickelt. Und am Ende tut einem Johnny Marr sogar ein bisschen leid: Das erste Werk unter eigenem Namen – es hat ihn plattgemacht.
Schade. Aber wenn jemand, der so sehr für seinen sehr eigenen, sehr spezifischen Gitarrenklang geliebt wird, fast gänzlich darauf verzichtet und lieber – nun, ja – abrockt, dann bleibt man ein bisschen ratlos. Oder ungeliebt. Man kann sich gut vorstellen, wie sehr Marr diese ganze Smiths-Nostalgie und -Verklärung hasst, er entflieht ihr durch die Mainstream-Tür, wie es Bowie mit Tin Machine versucht hat. Klappte nicht und klappt auch hier nicht.
Dabei ist „The Messenger“ nicht schlecht. Es gibt drei sehr schöne Songs, das sind jene, die sich am deutlichsten auf Marrs Pop-Vergangenheit beziehen: „European Me“, „New Town Velocity“ und vor allem das swingende „Crack Up“. Ansonsten klingt das Album mal nach den frühen Jam („Upstarts“), mal druckvoll-hymnisch und fast ein bisschen wie – sagen wir – The Alarm, mal dräunt es düster, wie es Marr mit Matt Johnson bei The The geübt hat. Das einzigartige jinglende Gitarrenspiel, das man bei dem Smiths so liebte, dringt selten durch – im Titelstück etwa, wo es fern auch an Marrs tollen Frühneunzigerhousehit „Still Feel The Rain“ erinnert. Viele Verweise, wenig Halt. Dafür, dass er das Marr in Morrissey/Marr war, ist das zu wenig. (Warner) Sebastian Zabel
Trixie Whitley