II :: Ein großes, zeitloses Rockalbum klingt leider anders

Als Erstes ziehen wir mal all jene Songs ab, bei denen sich Blackmail vor allem als hochbegabte Pearl-Jam-Imitatoren verdient machen: Also das über einen störrischen Gitarrenriff meditierende „The Rush“, das über einen ungeraden Beat hüpfende „Shine“, die Grunge-Miniatur „La Futura“, das überdrehte „Palms“ und das epische „Dual“, das gleich ein paar Mal die Laufrichtung ändert. Keine wirklich schlechten Nummern, aber auch nicht sonderlich originell.

Was dann noch übrig bleibt von dem Album, das zwar „II“ heißt, aber in Wirklichkeit das achte Studioalbum von Blackmail ist, ist einigermaßen überschaubar. Vielleicht „Impact“, das die breitbeinigen Posen, die die Band aus Koblenz so sehr liebt, gekonnt variiert, hochdramatisch in Szene setzt, Platz für Gimmicks wie Glockenspiele und Atari-Gepiepse lässt, aber auch ein Song ist, bei dem man sich in die Zeit zurückversetzt fühlt, in der der Ausdruck New Metal zum Schimpfwort wurde. Oder „Day Of Doom“, bei dem sich Blackmail zumindest zeitweise etwas zurücknehmen, nicht immer gleich alle Regler nach rechts drehen. „Kiss The Sun“, das die emotionale Abgründigkeit von Placebo nachahmt. Oder „Sleep Well, Madness“, das sich in seiner orchestralen Verspieltheit als die vielschichtigste Nummer des Albums erweist – und damit den musikalischen Horizont von „II“ entscheidend erweitert.

Aber reicht das für eine so selbstbewusste, ambitionierte Band? Eine Band, die nicht weniger vorgehabt hat, als „ein großes, zeitloses Rockalbum zu machen“, wie Matthias Reetz, der nach „Anima Now!“ nun zum zweiten Mal die Stimme von Blackmail ist, im Vorfeld verkündet hatte? Nein, „II“ ist, wenn man Pearl Jam abzieht, weder ein großes noch ein zeitloses Album. Live funktioniert der Hochenergierock aber bestimmt ganz ausgezeichnet. (Unter Schafen/ Alive) Gunther Reinhardt

Matmos

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