Limping For A Generation :: Wiederentdeckter Glam-Pop aus der ersten Hälfte der 80er-Jahre
Als Britpop noch nicht Britpop hieß und in einem rührend kostümistischen Sinne glamourös war, als ABC mit Goldlamé-Anzügen, Geigenhimmeln und dem „Lexicon Of Love“ Maßstäbe setzten, da schwammen in ihrer Bugwelle Bands wie Pale Fountains, Furniture oder eben Blow Monkeys, nie richtig erfolgreich, meist unterbewertet und in Wahrheit ziemlich gut. Nun werden die ersten beiden Alben der Blow Monkeys wiederveröffentlicht, in sogenannten Deluxe-Editionen, die jedoch komplett unglamouröse Plastikschachteln sind, in denen jeweils zwei CDs stecken – damit die insgesamt 44 (!) Single-B-Seiten, Instrumental-, Demo- und Remix-Versionen draufpassen. Zu entdecken ist da nicht viel, die Demo-Versionen sind durchgängig schlechter als die Originale (sonst wären sie auch auf den Original-Alben gelandet – aber der Vollständigkeitswahn unserer Tage ist längst von den Beatles in die winzigsten Pop-Bereiche mäandert), eine hübsche B-Seite wie „Walking The Blue Beat“ nimmt man hingegen gerne mit (wobei ausgerechnet die nur als 7-Inch veröffentlichte Debüt-Single „Live Today Love Tomorrow“ fehlt). So weit, so na ja.
Die beiden Alben selbst sind allerdings zu empfehlen. „Limping For A Generation“ (1984) ist das rauere und zugleich verschwenderischer mit Streichern, Bläsern und Dr. Roberts zwischen zickig und zuckrig vibrierender Stimme umgehende Album. Songs wie „Professor Supercool“ oder „Fatcat Belusha“ trauten sich was, und wenn der seinerzeit Melone tragende Sänger „You’re so beautiful, I’d like to take you home“ croonte, fragte man sich bang, wofür wohl?
Auf „Animal Magic“ (1986, ****) hatte die Band ihren Ton gefunden, mit Soul aufgeladen und poliert. Dr. Robert sah plötzlich aus wie Morten Harket, RCA färbte seine Augen um und retouchierte ihm die Wangenknochen. Jetzt hätten sie berühmt werden sollen. Doch „Digging Your Scene“ blieb der große und einsame Hit, es folgten zwei weitere Alben, dann Auflösung, Reunion und noch zwei erfolglose Alben. Dr. Robert lebt heute auf Lanzarote, wo er ein Restaurant führt und gelegentlich entspannt-folkige Soloalben aufnimmt. Von ABCs Martin Fry hört man weniger. (Cherry Red)
Sebastian Zabel
The Who