Captain Beefheart :: Bat Chain Puller
Lange verschollener Bluesrock, jetzt auch exzellent remastered
Mister Zoot Horn Rollo, der noch bei „Big Eyed Beans From Venus“ punktgenau „that long lunar note“ traf und fließen ließ, war nicht mehr mit von der Partie, als sich der Captain nach zwei ziemlich missratenen Projekten an die Arbeit zu „Bat Chain Puller“ machte. Die Neuen, die ihn bei diesen Sessions begleiteten, waren Morris Tepper und Denny Walley – Letzterer also durchaus qualifiziert, als es darum ging, das lange verschollene und nur auf Bootlegs zirkulierende Album von 1976 zusammen mit Drummer John French neu abzumischen, nachdem Frank Zappas Witwe Gail grünes Licht für die offizielle Veröffentlichung gegeben hatte.
Das angeblich vom gemeinsamen Manager Herb Cohen finanzierte Album sollte ursprünglich auf dem Discreet-Label erscheinen. Aber dann untersagte Zappa die Veröffentlichung komplett, als der von ihm durchaus geschätzte Kollege die Bänder zur Begutachtung an Virgin Records (immerhin die Firma, bei der er nach wie vor unter Vertrag stand) schickte. Die Original-Tapes wanderten für die nächsten Jahrzehnte in Zappas Archiv. Als Gail Zappa auf die Idee kam, die endlich doch noch regulär publik zu machen, legte wiederum Don Van Vliet sein Veto ein. Die Songs, die er als die besten aus dem ursprünglichen Dutzend betrachtete, hatte er schon für die nächsten – seine letzten – drei LPs neu aufgenommen. Die typisch makabren Geschichten über einen mysteriös verschwundenen Penner oder den armen, in seinem Käfig alt und fett gewordenen Affen waren – wie die ziemlich surreale Bewußtseinsstromprosa von „81 Poop Hatch“ auch – einfach zu gut gewesen, als dass er nicht doch darauf zurückkommen mochte.
Weshalb der Captain die mit einigen Jahren Verspätung für „Shiny Beast (Bat Chain Puller)“, „Doc At The Radar Station“ und „Ice Cream For Crow“ neuerlich aufnahm. „Bat Chain Puller“ hätte allerdings schon die Platte sein können, mit der er sich bei Kritik und Fans rehabilitiert hätte. Denn das waren keine erst halb ausgegorenen Ideen, die er zu den Sessions mitbrachte, und schon gar keine embryonalen Fassungen, wie der Vergleich mit den Versionen auf den späteren Platten beweist. Auch der neuen Magic Band musste er im Lauf wochenlanger Proben teils leicht entnervt und manchmal auch arrogant beibringen, wie er die neuen Kompositionen realisiert wissen wollte. Am Ende setzten sie ziemlich kongenial um, was ihm vorschwebte – im Fall von „Harry Irene“ relativ mühelos, bei dem stark an „Trout Mask Replica“-Sessions erinnernden „Brick Bats“ nach längeren Proben auch. Das bluesrockige „Odd Jobs“ klang hier – fast jedenfalls – so vertraut wie manche Ohrwürmer der „Clear Spot“/“The Spotlight Kid“-Ära. Wie er sich jetzt zeitgenössischen Delta Blues vorstellte, hört man beim „Floppy Boot Stomp“, bei dem seine Gitarristen zum wiederholten Male zu großer Form aufliefen. Die noch hinreißender improvisierte Version von „Owed T’Alex“ auf „Shiny Beast“ kann man für die gelungenere Deutung halten, aber die deftigere Blues-Kost in Erinnerung an die Anfänge mit „Safe As Milk“ bietet die Ur-Fassung auf „Bat Chain Puller“.
Leicht konsterniert darf man bei den Vergleichen mit den später neu aufgenommenen Songs feststellen, dass der Remix von „Bat Chain Puller“ klanglich um einiges überzeugender gelang als das merkwürdig bass-schwache Remaster von „Shiny Beast“, das Virgin Records 2006 vorlegte. Mit sonorem Bass steigt der Captain beim Titelsong in ganz andere Abgründe. (Zappa) Franz Schöler