John Doe & Exene Cervenka :: Singing & Playing
Die beiden Köpfe von X erzählen auch als Duo vom tristen Amerika
John Doe und Exene Cervenka spielen und singen gerade im Vorprogramm von Pearl Jam. Die Revolution kommt zu ihren Kindern? Natürlich spielt und singt das große Paar des L.A.-Punk dann auch ein paar alte X-Songs – und genau ein Paar auch hier auf seinem ersten Duo-Album, das gefühlt schon ewig in der Luft lag.
Immerhin suchen sie sich die richtigen X-Songs raus. Und wenn irgendwelche Grunge-Kids erst als Familienväter „See How We Are“ entdecken, kann daran nichts schlecht sein. Der immer noch grandiose Titelsong des 87er-Bandalbums hatte Does Americana-Zukunft quasi schon vorweggenommen, und jetzt passt er – zumal in einem US-Wahljahr – noch mal wunderbar in eine Gegenwart, in der aus „freedom of choice“ längst „freedom to die“ geworden ist, aus Acapulco tatsächlich Oklahoma, und aus dem mexikanischen „homeboy“ einer im South-Central-Ghetto.
Der andere X-Song hier ist „Because I Do“. Cervenka deutet den Kracher souverän zum Folkie um. Doch ist die Geschichte von der traurigen Braut als the great pretender auch thematisch eine Brücke zu den neuen Paar-Songs. „I’m an illusion – are you an illusion?“, fragt sie in „The Sound Of Coming Down“, das ähnlich wie „It Just Dawned On Me“ (mit überraschender Pointe) und „Beyond You“ locker die Johnny-&-June-Schiene fährt. Richtig existenziell wird’s dann mit „Lonesome War“, aus dem natürlich nur ein Reiter mit zwei Pferden zurückkommen kann. Und in „Never Enough“ entdecken John & Exene nur Junk, wohin sie auch blicken in diesem, ihrem Land.
Aber genug ist es doch nie – klingt fast wie ein alter X-Song mit verhinderter Rhythmusgruppe. Oder wie zwei erwachsene Kinder von Woody Guthrie. (Cobraside/Cargo) jörg Feyer
Beste Songs: „See How We Are“, „It Just Dawned On Me“