Laetitia Sadier :: Silencio
Schöne Sounds, aber zu viel Gesäusel von der Stereolab-Sängerin
Wer denkt sich eigentlich solchen Quatsch aus: „Wenn du nicht imstande bist, eine innere Verbindung zu dir selbst herzustellen, wird Laetitia das für dich tun. ‚Silencio‘ ist dein menschliches Modem.“ Steht so im Info der Plattenfirma Drag City zu Sadiers zweitem Soloalbum, und man hofft, das hat jemand an der Sängerin des weiterhin stillgelegten Stereolabs vorbei da reingeschummelt, so gruselig nach verirrter Siebziger-Innerlichkeit hört sich das an.
In der Elektro-Krautrock-Gedächtnisband Stereolab stand Sadier für sinnliche linksradikale Gesellschaftskritik, während Co-Gründer Tim Gane sich eher als abstrakter Klangkonstrukteur verstand. Auch auf der neuen Platte agitiert Sadier wieder in Seminartexten, denen ohne Textblatt zu folgen einem recht bald zu mühselig wird. Diesmal unter anderem gegen Rating-Agenturen, Tyrannei des Geldes und natürlich die ganze herrschende Klasse.
Die tollen Sounds, die Stereolab mal groß gemacht haben, bietet sie auch wieder: funkige Gitarrengrooves mit Robotermotorik, metallische Brasil-Rhythmen, spröden Godard-Chanson-Pop, spaciges Vintage-Synthesizer-Geblubber. Aber dazu mischt sie leider: hippieskes Sirenen-Gesäusel, Pink-Floyd-Gedudel, Ambient-Lappalien. Und am Ende, in ihrer weihevoll vorgetragenen „Invitation Au Silence“, dämmert einem: Den PR-Schwulst hat sie wohl selbst angeregt. (Drag City/Rough Trade) Andreas Banaski
Beste Songs: „Auscultation To The Nation“, „Fragment Pour Le Future De L’Homme“