Woody Allen – A Documentary :: Regie: Robert B. Weide
Start: 5.7.
„Vieles, was in all den Jahren über mich gesagt worden ist, entstammt der Sagenwelt“, erklärt Woody Allen mit einem Schmunzeln. „Manches stimmt natürlich auch.“ Zur Auflösung trägt er aber ebenso wenig bei wie Dokumentarfilmer Weide, der hingebungsvoll den Mythos vom neurotischen Genie aufrechterhält. Zwischen teils schwärmerischen Resümees von Kollegen wie Martin Scorsese („Keiner hat so viel zu sagen wie er“) blättert er chronologisch mit kenntnisreich ausgewählten Filmszenen die Karriere eines der bedeutendsten Regisseure der Kinohistorie auf. Amüsant sind Allens Anfängen als Gag-Autor und Stand-up-Komiker, der in einer TV-Show sogar mit einem Känguru boxte. Packend montiert und von Allen kommentiert ist sein Wandel vom „Bananas“-Klamauk zum Autorenfilmer mit dem Oscar-Triumph. Die Betrachtung seiner tragikomischen, surrealen Dramen der 80er- und 90er-Jahre hingegen fällt etwas oberflächlich aus. Rührend wiederum führt Allen durch das Viertel seiner Kindheit und schließlich in seine Wohnung, wo er seine Zettelsammlung mit Ideen hervorkramt und seine mechanische Olympia-Schreibmaschine vorführt, die er „meinen Panzer“ nennt. So bestätigen sich all die Klischees vom kauzigen Stadtneurotiker.
Julie Delpy, Chris Rock
Regie: Julie Delpy Start: 5.7.
Ein Achtungserfolg gelang Julie Delpy 2007 mit ihrem Regiedebüt „2 Tage Paris“, in dem sie als Fotografin Marion ihren angespannten amerikanischen Verlobten mit den Schrullen ihrer Familie konfrontiert. Die kulturellen Differenzen setzen sich nun in New York fort, wo sie und ihr kleiner Sohn zusammen mit dem Journalisten Mingus (Chris Rock) und dessen Teenager-Tochter leben. Der Besuch ihres verfressenen Vaters, dessen mangelnde Englischkenntnisse peinliche Missverständnisse auslösen, ihrer nymphomanischen Schwester und ihres kiffenden Ex-Freundes stürzen Alltag und Liebe der beiden ins Chaos. Delpys amüsante Idee, die Vorurteile zwischen Amerika und Frankreich umzukehren, hat sie schon in ihrem Debüt recht unsubtil umgesetzt. Hier aber fühlt man sich unpassend an die derbe Proletariatssippe der Flodders erinnert. Vor allem die permanenten und wenig originellen sexuellen Anspielungen nerven. In der hektisch bis hysterisch inszenierten Komödie gefällt allein Rock mit trockenen Pointen als angesichts der gallischen Horde irritierter Intellektueller.
Miki Mizuno, Makoto Togashi
Regie: Shion Sono Start: 19.7.
Die strengen japanischen Sitten und Traditionen scheinen Regisseuren immer wieder als Inspiration für exzessive Filme zu dienen. Im Mittelpunkt von Sonos wildem Konglomerat aus Psychodrama, Horror-Thriller und Sexploitation, das Luis Buñuels „Belle de Jour“, Marquis de Sade und Franz Kafka zitiert, stehen die Emanzipationsversuche von drei radikalen Frauenfiguren. Die verheiratete Mutter und Kommissarin Kazuko (Miki Mizuno), die sich masochistisch den verbalen Erniedrigungen eines Liebhabers hingibt, wird zu einer verstümmelten Frauenleiche im Tokioer Rotlichtbezirk gerufen. Dorthin zieht es auch Izumi (Megumi Kagurazaka), die sich gefangen fühlt in ihrer leidenschaftslosen Ehe mit einem Bestsellerautor romantischer Kitschromane, der sie wie eine Untergebene behandelt. Dann begegnet sie der Literaturdozentin Mitsuko (Makoto Togashi), die sich nachts in eine sinistre Prostituierte verwandelt und unter einem traumatischen Geheimnis leidet. Zu schrillem, satirischem Witz, bizarrer Poesie, melodramatischem Schmerz und artifiziellen Bildern, in denen Farben explodieren und Übergänge zerspringen, lässt Sono das Trio bei seiner grenzüberschreitenden Identitätssuche durchs knallbunte Pornoland taumeln. Ein meisterhaft abgründiges Märchen.
Peter Stormare, Jill Hennessy
Regie: Ed Gass-Donnelly Start: 28.6.
Schwere, dichte Wolken hängen über den Kornfeldern bei einer Kleinstadt in Ontario, wo die nackte Leiche einer fremden jungen Frau gefunden wird. Für den alternden Provinzcop Walter (Peter Stormare) ist es der erste Mordfall. Das kenne er sonst nur aus dem Fernsehen, lästern die Bewohner. Seit einem Eifersuchtsstreit mit seiner Ex-Liebe Rita (Jill Hennessy) und ihrem neuen Freund Steve (Stephen Eric McIntyre) hat er in der Mennonitengemeinde ohnehin einen schweren Stand. Ausgerechnet die beiden zählen nun zu den Tatverdächtigen. Den Kriminalfall nutzt Regisseur und Drehbuchautor Gass-Donnelly nur als Rahmen für die zwischenmenschlichen Spannungen in einem schroffen, eintönigen, von unterschwelliger Gewalt geprägtem Milieu. Mit buschigem Schnauzbart und biederem Brillengestell brilliert „Fargo“-Darsteller Stormare in diesem von machtvollen Landschaftsbildern und den düsteren Gospel-Folk-Balladen der kanadischen Band Bruce Peninsula durchzogenen Sündendrama.