Perversion :: von Jury Andruchowytsch

Venedig im März 1993. Soeben ist eine internationale Konferenz zu Ende gegangen: „Post-karnevalistischer Irrsinn der Welt: Was dräut am Horizont?“ Teilgenommen hatte auch Stach Perfezki, Held des ukrainischen Underground. Jetzt ist er spurlos verschwunden. Mord, Selbstmord, erzwungener Selbstmord? Dem „Herausgeber“ Juri Andruchowytsch werden zahlreiche Dokumente zugespielt, die er überarbeitet in einem Buch veröffentlicht, als „eine fast krankhafte Vermischung der Genres“.

Mit den Mitteln der Postmoderne macht sich Andruchowytsch über den Debattier- und Konferenzwahn der Zeit lustig. Und kann nebenher zeigen, dass er jedes literarische Genre beherrscht: Satire, Schauernovelle, Drama. Nur Humor kann er nicht. Zum Glück hält sich der Autor damit auch bis auf einige müde Witze zurück. Sehr unterhaltsam ist jedoch das große Gewebe dieses Textes, der in der Ukraine bereits 1999 erschien. Ein vergnügliches Stück Literatur-Literatur, ein großes Spiel mit Pop und Oberfläche im Spiegelkabinett. (Suhrkamp, 22,90 Euro) Jürgen Lentes

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