The Move :: Live At The Fillmore 1969
Einzige auf Band erhaltene Live-Aufnahme der Engländer
Dass sie Moby-Grape-Fans der ersten Stunde waren, das hörte man den Popsongs und Psychedelica von Roy Wood nicht an. Der Einfluss der Beatles war offenkundiger. Für die buchstäblich destruktive Bühnenshow hatten The Move sich von den frühen The Who inspirieren lassen. Am Ende sollte „Do Ya“ eines der größten Komplimente an die Adresse von Pete Townshend werden. Nur hatte da Jeff Lynne längst das Regiment übernommen, während Wood mit Wizard und als Solist ganz andere Ambitionen entwickelte. Wie in Pete Frames „Rock Family Trees“ dokumentiert, war das auch schon die vierte Move-Besetzung und mit knapp zwei Jahren Dauer eine erstaunlich beständige Besetzung der Band dieses Namens, bevor Lynne ELO gründete. Weil es angeblich immer noch viel an den Bändern klangtechnisch zu restaurieren galt, liegt das Konzert in San Francisco jetzt erstmals komplett vor. Es ist das einzige erhaltene der Band überhaupt.
Warum die Band bei der Gelegenheit an den beiden Tagen Mitte Oktober 1969 die Aufmerksamkeit nicht auf ihre eigenen Songs lenken wollte, bleibt rätselhaft. Neben dem nicht nur in Folk-Zirkeln geschätzten „The Last Thing On My Mind“ von Tom Paxton spielten sie Coverversionen von The Nazz („Open My Eyes“, „Under The Ice“), Brill-Building-Evergreens von Barry Mann/Cynthia Weil („Don’t Make My Baby Blue“) und Goffin/King („Goin‘ Back“) und von dem selbst für Eingeweihte damals ziemlich obskuren New Yorker Sextett Ars Nova. Was The Move live aus der Drei-Minuten-Vorlage „Fields Of People“ machten und wie sie das als 17-Minuten-Marathon musizierten, war im konzertanten Arrangement ungleich bewegender als das Original, als psychedelische Exkursion von kräftig wehendem Zeitgeist geprägt.
Ähnlich brachial wie den Tom-Paxton-Klassiker gingen sie die Todd-Rundgren-Songs an, konventioneller als die Byrds vorher wiederum „Goin‘ Back“.
Was die Qualität der Aufnahmen angeht, zeichnet sich die durch eine ausgesprochene digitale Kühle des Klangbilds aus. Das ist der Preis dafür, dass man beim Remastering neben Artefakten und Mängeln der Bänder auch Tiefbass und Grundtonwärme gnadenlos herausrechnete. (H’Art) Franz Schöler