Crybaby :: Crybaby
Der britische Crooner zelebriert opulente Nostalgie ohne Bombast
Die Kunst der Traurigkeit ist das Metier von Danny Coughlan aus Brighton. Ein Crooner für die 2010er-Jahre, der sich auf ein prominent besetztes Feld voller gefühliger Kerle begibt, das in jeder Pop-Ära offenbar neu beackert werden muss.
Von Sinatra über bubihafte Heuler wie Bobby Vee oder den tragisch-genialen Roy Orbinson bis hin zu „Please, Please, Please, Let Me Get What I Want“ von The Smiths. Schmachtfetzen als Projekt für die Ewigkeit. Neil Hannon und Richard Hawley können ein Lied davon singen. Nun ist dieses Crooning heute keine Frage der strategischen Genre-Wahl mehr, sondern eine Herzensangelegenheit. Schon seine musikalisch veranlagte englisch-irische Familie, sagt Coughlan, neigte zu Kitsch und Sentimentalität. Und so erstand der Gitarrist mit der Art-Direktoren-Brille eine Vierspur-Maschine und begann, in Eigenregie fragilen Herzschmerz aufzunehmen. Crybaby war geboren.
Dabei setzt er nicht auf orchestralen Bombast, nicht mal von der Festplatte, sondern auf die reduzierte Form. Kein Ton zu viel bei „A Misery Of Love“ oder „Veils“. Die Wall of Sound ist hier transparent wie Seidenpapier. „Shame“ erinnert an die Merseyside-Romantik von Echo And The Bunnymen. „Twist Of Knife“ ist mit sanftem Feedback moduliert. Lediglich im Vorzeige-Song „I Cherish The Heartbreak“, der eine betörende Fifties-Atmosphäre herbeizaubert, gibt Crybaby den opulenten Nostalgiker. Ein feines Debüt, das hoffentlich nicht in Schönheit sterben wird. (Cooperative)
Beste Songs: „I Cherish the Heartbreak More Than The Love That I Lost“, „Veils“