Paul Buchanan :: Mid Air
Hermetische Poesie zu betörenden Klavierstücken
So selten wie den Halleyschen Kometen gab es ein neues Album von The Blue Nile, den schottischen Nachtgewächsen des nördlichen Slow-Motion-Soul. An der Grenze zum Unsagbaren und Unauslotbaren sang Paul Buchanan seine brüchigen Lieder aus den Eiswüsten und Schneelandschaften des Gefühls – zuletzt 2002, auf „High“. Wenn man die Blue-Nile-Musik überhaupt vergleichen konnte, dann mit Peter Gabriel, wenn der je so stille Musik gemacht hätte, und Scott Walker zur Zeit von „Climate Of Hunter“.
Paul Buchanan hat jetzt, nach beinahe 30 Jahren Grottenolm-Existenz, ein Soloalbum aufgenommen: eine Platte mit Klavierstücken, dazu einige Streicher-Arabesken, ein ferner Chor oder ein akustischer Bass im Hintergrund. Buchanans sehnsüchtige Stimme ist noch dringlicher, abgründiger, flehentlicher geworden; seine hermetischen Gedichte erzählen von Abwesenheit, letzten Gesten, dem Ende der Liebe, Autos im Garten, dem späten Gast im „Newsroom“, und dem wahren Land: „Dance along the edge with me/ And we’ll see as far as we can see/ My true country wild and free.“
In apokalyptischen, verstörenden, surrealistischen Bildern und dreiminütigen musikalischen Vignetten beschwört Buchanan die Wehmut und die Menschenleere wie nach einem Atomschlag. Ein Streicher-Instrumentalstück heißt „Fin de Siècle“. Mit einem kargen Klavierstück klingt die Platte aus, sie verhaucht: „How I love you/ When I love you/ After dark.“ (Newsroom/Alive) Arne Willander
Beste Songs: „Mid Air“, „I Remember You“