Dent May :: Do Things
Eklektische Soundspielereien aus Mississippi, leider ohne Ukulele
Erinnert sich noch jemand an das letzte Ukulelenrevival? Es hob um das Jahr 2009 herum an und dauerte bis circa 2010. Ein paar Monate lang kam jeder junge postironische Popdebütant nicht nur mit Kajalstift und Kastenbart auf die Bühne, sondern auch mit Ukulele. Die fabelhafte Extremgniedlerin Kaki King brach den Ukulelentemporekord, eine hawaiianische Ukulelenversion von „Somewhere Over the Rainbow“ wurde zum meistverkauften Song auf der Welt, Eddie Vedder entwickelte auf „Ukulele Songs“ die völlig neuartige Vision eines verschwitzten Ukulelenschwanzrock.
Unser Lieblingsukulelist im kurzen Sommer der Ukulele war jedoch Dent May, ein circa 1 Meter 65 großer Kassenbrillen- und Betonscheitelträger aus Oxford in Mississippi; auf seinem Debüt „The Good Feeling Music Of Dent May & His Magnificent Ukulele“ verband er heiter heruntergeschredderte Ukulelenriffs mit schönstem Doo-Wop-Crooning. Falls Sie Ukulelenanhänger sind: Kaufen Sie sich diese Platte! Auch heute noch!
Denn von der neuen Dent-May-Platte „Do Things“ darf man in dieser Hinsicht durchaus enttäuscht sein: Es gibt auf ihr keinerlei Ukulelen zu hören! Vielmehr wird nun zu käsigen Keyboardmelodien und klickernden Handklatschgeräuschen gecroont und geknödelt. Die Doo-Wop-Anleihen der letzten Platte sind durch Disco ersetzt, auf „Don’t Wait Too Long“ gibt es einen knurztrocken knucker-di-knucker-machenden Bernard-Edwards-Funk-Bass zu hören. Das ist alles nicht unhübsch erdacht und lädt in seiner sonnigen Feier der besten Freundschaft („Best Friends“) und des bedenkenlosen Spaßhabens („Fun“) auch zum Schubbern und Mitschunkeln ein. Doch wird die einst angenehm ungebrochene Archaik von den eklektischen Soundspielereien eher entstellt als entwickelt; oder anders gesagt: Ohne Ukulele wirkt die Entspanntheit der Dent-May’schen Musik plötzlich artifiziell und verspannt. (Paw Tracks) Jens Balzer
Best Songs: „Don’t Wait Too Long“, „Home Groan“