Emeli Sandé :: Our Version Of Events
Unterhaltsamer, nicht sehr origineller Soul-Pop aus Schottland
Auch 21 Jahre nach Veröffentlichung hat „Unfinished Sympathy“ nichts von seiner Magie verloren. Bei Emeli Sandé dient der Trip-Hop-Klassiker von Massive Attack nicht nur als Template für ihre daraufhin leicht hochgepitchte Pop-Single „Heaven“, sondern taucht gar, zumeist in Form mehr oder weniger opulenter Streicher, in drei weiteren Albumtracks auf („Mountains“, „Daddy“ und „Suitcase“).
„Heaven“, eröffnet mit jenem Sample von James Browns „Funky Drummer“, das jahrelang als No-go galt, Emelis Debütalbum. Die 24-Jährige benutzt es mit einer Selbstverständlichkeit, die eigentlich keinen Augenbrauenlupfer zulässt. Auch sonst strotzt „Our Version Of Events“ vor Selbstbewusstsein. Und doch zeigen die beiden Rückblenden in die Vergangenheit das Kernproblem auf. Obwohl die Schottin mit Frida-Kahlo-Tattoo als Songschreiberin (z.B. für Tinie Tempah und Professor Green – Susan Boyle lassen wir mal außen vor) bewiesen hat, dass sie durchaus mit aktuellen R&B-Trends umgehen kann (wenn nicht sogar welche setzen), wofür sie mit dem Kritikerpreis der diesjährigen Brit-Awards belohnt wurde, mangelt es ihrem eigenen Werk an Originalität und Einfallsreichtum.
Am Unterhaltungswert gibt’s nichts zu meckern: Der bestens produzierte, klassische UK-Soul-Pop erinnert neben Massive Attack auch an Soul II Soul, die Chimes oder Joan Armatrading. Während „Maybe“ klingt, als würde Tracy Chapman „Love Will Tear Us Apart“ aufleben lassen, hat „Clown“ das Zeug zu einer Filmhymne. Der Moment des Neuen, die Quadratur des Kreises, die „Unfinished Sympathy“ 21 Jahre am Leben hielten – die fehlen leider hier. „Our Version Of Events“ stellt sich immer retro dar, nie futuristisch.
Emelis echter Vorname lautet übrigens, kein Witz, Adele. (EMI) Frank Lähnemann
Beste Songs: „Heaven“, „Hope“