John Doe & The Sadies :: Country Club
Engagierter Vortrag, etwas abgehangenes Repertoire
Hinter den Bühnen dieser Welt wird so manche Schnapsidee geboren, bevor sie schnell wieder im nächsten Whiskeyglas versinkt. Diese hier kam tatsächlich mal in der Wirklichkeit an und nun mit reichlich Verspätung auch hierzulande zu einer „offiziellen“ Veröffentlichung. Ex-X-Punk John Doe singt endlich das klassisch-straighte Country-Album, das bei ihm schon so lange in der Luft lag – und die Sadies um die Good-Brüder Dallas und Travis erweisen sich wieder einmal als feinste Honky-Tonk-Band Kanadas, die auch Vergleiche mit historischen Größen zwischen Bakersfield und Hollywood nicht scheuen muss und zwecks Veredelung mit Bob Egan und Eric Heywood gleich zwei Top-Pedal-Steeler hinzubat.
Das Repertoire? Manchmal vielleicht doch ein bisschen zu gut abgehangen. Brauchen wir wirklich noch eine (wenn auch stimmige) Version von „Night Life“ (Nelson), „I Still Miss Someone“ (Cash), „Help Me Make It Through The Night“ (Kristofferson)? Doe freilich interpretiert diese und nicht ganz so bekannte Standards wie „‚Til I Get It Right“, „Take These Chains From My Heart“ und Merle Haggards erschreckend aktuelles „Are The Good Times Really Over For Good“ mit all seiner Erfahrung gerade expressiv genug und doch auch wunderbar zurückgenommen.
Zwischendurch grätschen die Sadies als Lockerungsübung auch mal fix mit kurzen Instrumentals dazwischen. Aber die größte Sensation hier ist zweifellos, dass John Doe auch einen neuen Song zwischen all die Klassiker schummeln kann, der kaum groß auf- bzw. abfällt, weil er schon jetzt fast wie ein Klassiker klingt. „It Just Dawned On Me“, geschrieben mit seiner alten X-Gefährtin Exene Cervenka, lockt Kathleen Edwards als zweite Stimme ans Mikro, dazu picken die Goods so flott und schön wie einst Clarence White bei den Byrds. (Yep Roc/Cargo) Jörg Feyer
Beste Songs: „It Just Dawned On Me“, „Are The Good Times Really Over For Good“