Ringo Starr :: Ringo 2012
Muntere, allerdings auch ambitionslose Schunkelnummern
Er ist 71. Ein Alter, in dem Cash sein überlebensgroßes, dem Tode abgerungenes Spätwerk vollendet hatte. McCartney, zwei Jahre jünger, färbt seit einiger Zeit seine Haare, musste den Jahren auch stimmlich Tribut zollen, schwingt sich aber immer wieder zu erinnerungswürdigen Songs auf. Und Ringo? Der sieht aus wie seit Jahrzehnten (er tönte ja schon als Twen), und er klingt auch so. Mit ein bisschen Hilfe von Freunden wie Joe Walsh, Benmont Tench, Kenny Wayne Shepherd, Michael Bradfort, Van Dyke Parks, Don Was, Edgar Winter oder Charlie Haden fabrizierte er im Studio ein Album, das mit typischer, nennen wir es: ringoesker Munterkeit daherkommt und kaum Ambition erkennen lässt, weise Botschaften oder gar musikalische Raffinessen anzubieten.
Über einem stabilen Beat produzierte der ehemals beste Rock’n’Roll-Drummer aus Liverpool hemdsärmelig schunkelnde Nummern, die sich auch auf Tanzfesten bevölkerungsarmer Gegenden gut machen würden. „Anthem“, seine Hymne für die Friedens- und Liebesarmee, marschiert ziemlich stumpf, der Reggae des aufgewärmten Songs „Wings“ passt wie der Samba von „Samba“ eher auf einen Musikdampfer als nach Kingston oder Rio de Janeiro. „Wonderful“, eine Ode an seine Frau Barbara, „Slow Down“ oder der verkürzte und rhythmisch aufgerüschte Klassiker „Step Light“ sind drollige, aus der Hüfte geschossene kleine Nichtse.
Was für diese neun schlichten Songs aber trotz aller Einwände einnimmt, ist der hörbare Enthusiasmus aller Beteiligten. Auf der nächsten Tour mit der All Starr Band werden die abgehen. Nach knapp 30 Minuten ist es aber jetzt erst mal vorbei. Das reicht auch. (HIP-O/UMe) Rüdiger Knopf
Beste Songs: „In Liverpool“, „Rock Island Line“