Andrew Bird :: Break It Yourself
Der experimentierfreudige Songschreiber verringert die Distanz.
Die Bienen sind (fast) alle! Andrew Bird, der alte Wetterforscher und Ornithologe, hat den bedauerlichen Schwund gleich als Metapher für einen Song genommen, den er uns hier zum Auftakt präsentiert. Und „Desperation Breeds“ hat auch wieder alles, was man an diesem Mann zu lieben lernte in der vergangenen Dekade. Das Pizzicato der Geige, ein sich langsam entfaltendes Arrangement, und wie er dann dieses „without bees“ singt …
Wenngleich sich da bald doch andere Songs auftun, die „Break It Yourself“ besser repräsentieren. Bird mag immer noch nicht zum ganz großen Emo-Singer/Songwriter konvertiert sein (weshalb die Jeff-Buckley-Vergleiche schon immer unsinnig waren), legt hier aber deutlich weniger Distanz zwischen sich und das Verhandelte, in einer fast ganz auf Performance ausgerichteten Produktion: er und drei treue Begleiter und eine 8-Spur-Maschine in diesem alten Haus in Illinois.
„I can’t see the sense in us breaking up at all“, singt Bird emphatisch in „Lazy Projector“. Das lieblich-versponnene Schlaflied „Sifters“ passt auch ins neue Bild, ebenso ein ländliches Duett („Lusitania“) mit Annie Clark alias St. Vincent. Die man auch an anderer Stelle weiter hinten zu hören glaubt, im Mitternachtsschleicher „Fatal Shore“ und im folk-poppigen „Give It Away“ – während Bird im wesensverwandten „Eyeoneye“ fast schon wie Morrissey klingt.
Die bisher charakteristische Experimentierfreude zeigt sich im beschwingt synkopierten „Orpheo Looks Back“ und in einem „Danse Carribe“, der die US-Front-Porch mal eben nach Trinidad verpflanzt. So ist „Break It Yourself“ immer noch ein vergleichsweise mutiges Album, repräsentiert auch durch die gut achtminütige, geigenverhangene Loop-Solo-Exkursion zum „Hole In The Ocean Floor“. Aber vielleicht vergeht einem die große Abenteuerlust, wenn jetzt schon die Bienen sterben wie die Fliegen. „Belles“ klingt abschließend bereits wie ein Requiem. (Bella Union/Cooperative) Jörg Feyer
Beste Songs: „Lazy Projector“, „Give It Away“