Diverse :: New Multitudes
Jay Farrar, Will Johnson und Jim James vertonen Woody Guthrie.
Das Archiv von Woody Guthrie gibt immer noch viel her, wenn Tochter Nora einmal Einlass gewährt hat. 14 Jahre nach der Erstbegehung durch das transatlantische Tandem Billy Bragg & Wilco („Mermaid Avenue“, demnächst als Deluxe-Ausgabe), durfte sich nun Jay Farrar aufmachen, nach Vorlagen und Fragmenten zu fahnden. Dem Son-Volt-Chef schlossen sich Will Johnson (Centro-Matic), Anders Parker (Varnaline) und Yim Yames an (so nennt sich der My-Morning-Jacket-Kopf hier).
„New Multitudes“ nimmt zwei unterschiedliche Lebensphasen von Guthrie in „Old L.A.“ ins Visier. Und entspricht Steve Earles Verdikt, wonach der Mann mit der Faschisten-Killer-Gitarre kein politischer Schreiber war, nur „ein Schreiber in sehr politischen Zeiten“. Die Sehnsucht nach der entsprechenden Gefährtin bleibt. „Ain’t no reactionary babe, gonna ease my revolutionary mind“, schmachtet Yim Yames da aufs Schönste. Den dramatisch zugespitzten Lärm verkneifen sich andere Songs zum Thema („Talking Empty Bed Blues“, „Careless Reckless Love“), und zumal „Chorine“ und „Fly High“ funkeln als wundervolle, elegisch-zart umgesetzte Liebeslieder.
Ziemlich irdisch – und doch mit dem Blick ins Jenseits – kommen die Guthrie-typischen Mutmacher „No Fear“ und „Hoping Machine“ daher, das Farrar wieder singt, als sei Americana eigens für seine Stimme erfunden worden. Doch so sehr Guthrie die Menschen ermächtigen wollte, so wenig entließ er sie aus ihrer Verantwortung. „Change the ways of this changing world“, hebt das „New Multitudes“-Quartett fast beschwörend wie ein Gospel-Chor an. Die Botschaft ist so aktuell wie bei Woody Guthrie’s Geburt vor nun 100 Jahren. (Rounder/Universal) Jörg Feyer
Beste Songs: „My Revolutionary Mind“, „Chorine“