The Tourist :: Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
Touristenvisum
Deutsche Regisseure sind international gar nicht so bedeutungslos, wie stets kolportiert wird. Caroline Link hat 2003 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhalten, nachdem sie fünf Jahre zuvor schon mal nominiert war. Nach Wolfgang Petersen und Roland Emmerich haben etwa Robert Schwentke und Mennan Yapo erfolgreich in Hollywood debütiert. Das ist im Nationenvergleich eine ordentliche Quote. Doch zum Erlöser auserkoren wurde von den Medien erst Florian Henckel von Donnersmarck bei seinem Gewinn des Auslands-Oscars für „Das Leben der Anderen“. Der ist durchaus ein großartiger, wenn nicht gar einer der besten deutschen Filme der vergangenen Jahre, verschwand aber bald im Schatten seines Schöpfers.
Und das lag weniger an der äußeren Erscheinung des zwei Meter großen Filmemachers, mehr an dem Gefühl von Größe, das er 2007 noch auf der Bühne des Kodiak Theatres ausstrahlte. Da stand jemand, der überzeugt war, den wichtigsten Filmpreis der Welt absolut verdient zu haben. Der sich für außergewöhnlich, auserwählt hielt, eine hierzulande noch oft verpönte Siegermentalität verkörperte, als Star auftrat. Damit machte er sich auch Feinde. Dass er dann drei Jahre kein Projekt zustande brachte, ließ ihn zusätzlich als Großmaul oder Schnösel erscheinen. Um so imposanter war daher die Meldung, er werde mit Angelina Jolie und Johnny Depp einen Thriller drehen. Jolie, Depp! Superstars, Sexsymbole, die beiden derzeit am meisten vergötterten Schauspieler. Klar, darauf hat Donnersmarck nur gewartet.
Sein Remake des französischen Films „Fluchtpunkt Nizza“ mit Sophie Marceau von 2005 hat beim US-Start dann nur 17 Millionen Dollar umgesetzt. Tatsächlich ist Donnersmarcks Story um eine abtrünnige Agentin, die sich in einen untergetauchten Steuerbetrüger verliebt hat und im Zug einen amerikanischen Mathematiklehrer umgarnt, um Geheimdienste und russische Gangster abzulenken, keine Meisterleistung. Was er als „Stilübung in Leichtigkeit“ verkauft, ist eine Luftnummer in Seichtigkeit. Dem Konvolut aus Alfred Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ und „Charade“ von Stanley Donen, womit er dem süffisanten, romantischen Thriller der 50er-Jahre seine Referenz erweist, fehlt es an Esprit und Eleganz, Charme und Spannung. Und wie man bei einem Budget von 100 Millionen Dollar derart lahme Actionszenen drehen konnte, dürfte selbst den Machern von „Alarm für Cobra 11“ ein Rätsel sein.
Ebenso verwundert, dass die Chemie zwischen den Über-Stars nicht funktioniert. Jolie, die Donnersmarck in jeder Szene als begehrenswertestes Objekt dieses Planeten zu inszenieren versucht, stakst mit einem gefrorenen statt geheimnisvollen Lächeln durch die touristischen Kulissen von Paris und Venedig. Depp gibt als tapsiger Provinzpauker den Jack Sparrow ohne Zöpfe und Dreispitz. Jedem anderen Regisseur hätte man den Film als ganz gute Unterhaltung durchgehen lassen. Donnersmarck hat allerdings Ansprüche formuliert, die solides Handwerk nicht verzeihen. (KINOWELT)
The Killer Inside Me **¿
Regie: Michael Winterbottom
Scheinbar harmloser Deputy (Casey Affleck) einer texanischen Kleinstadt in den 50er-Jahren entpuppt sich als Psychopath. Winterbottoms Remake von Burt Kennedys Thriller nach dem Roman von Jim Thompson („Getaway“, „The Grifters“) spart nicht an sadomasochistischen Gewaltexzessen, die vor allem Jessica Alba und Kate Hudson treffen. Ein quälender und bizarrer Film, dessen Innensicht eines Killers psychologisch unausgegoren bleibt. Ohne Extras. (UNIVERSUM)
Off Limits **¿
Regie: Nicolas Boukhrief
Pariser Polizistin (Cecile de France) hat durch die Szenepille Sphinx ihren Kollegen verloren. Mit ihrem neuen, gewalttätigen Partner jagt sie Undercover den skrupellosen Dealer der mörderischen Droge. Ein harter, düsterer, fiebriger Cop-Thriller, der vordergründig packend die bekannte Story von Rachegefühlen, Pflichtbewusstsein und Gesetzesgrenzen erzählt. Vor allem aber wegen der bezaubernden de France („Hereafter“) sehenswert. Ohne Extras. (KOCH)
Regie: Gregor Jordan
Koks, Geld und Sex in Los Angeles der hedonistischen 80er-Jahre: Ein zynischer Filmagent (Billy Bob Thornton) betrügt seine tablettensüchtige Frau (Kim Basinger) mit einer alternden TV-Moderatorin (Winona Ryder). Sein Sohn ist Drogendealer und verzweifelt an der Liebe zum Flittchen Christie (Amber Head). Und ein angehender Schauspieler wird von seinem Onkel (Mickey Rourke) in eine Kindesentführung verstrickt. Desillusioniert, monströs und kalt verfilmte Kurzgeschichten von Bret Easton Ellis („American Psycho“). Ohne Extras. (UNIVERSUM)