a-ha :: Ending On A High Note – The Final Concert
Nostalgie deluxe
Ein kurzer Gang durch die Kulisse, Händeschütteln – und ab auf die Bühne. Am 4. Dezember 2010 gaben a-ha ihr letztes Konzert in der Spektrum-Arena zu Oslo – der Abschluss einer erstaunlichen Karriere, die 1982 in Norwegen begann. Knapp zwei Stunden standen Morten Harket, Magne Furuholmen und Pal Waaktaar auf der Bühne, die Begleitband hielt sich dezent im Hintergrund. Sie fingen mit „The Sun Always Shines On TV“ an und hörten mit „Take On Me“ auf, das war vorherzusehen. So weit, so langweilig also? Gar nicht.
A-ha geben einem doch einige Rätsel auf. Zum Beispiel: Wie können 25 Jahre vergangen sein, seit sie mit dem Zeichentrickfilmvideo berühmt wurden? Die Teenager von damals stehen als erwachsene Frauen im Publikum, sie haben Falten, und zu Hause warten wahrscheinlich die Kinder. Doch Morten Harket wirkt immer noch wie ein junger Filmstar (er ist 51), er bewegt sich geschmeidig, und seine Stimme kann immer noch in sehnsüchtige Höhen stürmen. A-ha schwelgen und schwärmen genau so, wie man das haben will, und jeder darf mitschunkeln. „Crying In The Rain“ geben sie ganz leise akustisch, mit Furuholmen am Piano, aber meistens ruft sein Keyboard ungeniert 80er-Jahre-Erinnerungen hervor. Natürlich ist alles Nostalgie, obwohl sie einige neuere Stücke spielen, von denen mindestens „Forever Not Yours“ und „Foot Of The Mountain“ mit den Klassikern mithalten können.
Der Zauber von a-ha liegt nicht nur in ihren raffinierten Popsongs, sondern darin, dass sie es geschafft haben, die seligen Zeiten zu konservieren. Sie sehen aus wie früher, sie klingen wie früher, sie waren damals gut und sind es heute noch – so schlimm kann der Lauf der Welt also nicht sein! Menschen mit ausgeprägten Zukunftsängsten müssen a-ha lieben, weil sie jedem das Gefühl geben, dass einem die Zeit nichts anhaben kann. Die Erinnerungen sind hier nicht schal, nur schön.
Vor allem die Deluxe-DVD-Box – mit Doppel-CD und Dokumentation – ist ein würdiges Dokument eines gar nicht so traurigen Abschieds. Man soll ja aufhören, wenn’s am schönsten ist, und demnächst hätte der Alterungsprozess vielleicht auch a-ha erwischt. Das wollen sie uns vielleicht ersparen. Danke auch dafür. (universal) Birgit Fuss
Sein Kampf 1988:, ,Die Seele verhööökert, alles sinnentleert …“ Haare halblang, hampelnd am Keyboard,, ,Keine Heimat“ und, ,Vollmond“ und, ,Was soll das?“. Und noch immer – da kocht die Kölner Sporthalle längst – die Songs von, ,Bochum“ – „Flugzeuge im Bauch“, „Männer“, „Bochum“, „Mambo“. Man sieht funktionsfreie Bühnendekors, bizarre Symbole, die jungen Zuhörer, die Vokuhila-Föhnfrisuren. Es gab diesen merkwürdig kurzen, nämlich eine Stunde währenden Konzert-ausschnitt schon auf Video, jetzt wurde er für die DVD restauriert – aber das grisselige, wie kunstvoll verschneit wirkende Bild und der grobe Ton sind kaum besser geworden. Und ein Grönemeyer-Konzert dauerte ja auch damals zweieinhalb Stunden. Bloß einige Videos wurden ergänzt. Was das soll? Immerhin gibt es überhaupt ein Dokument der Grönemeyerwerdung. (emi) arne Willander
Etwas stumpf ist der Titel schon, aber Green Day hatten ja nie Angst vor plakativen Provokationen (und fügten zu Verkaufszwecken dann doch die Sternchen ein). Das Live-CD/DVD-Doppel entstand während der Tournee zu „21st Century Breakdown“. Fast jeder Song der CD stammt von einem anderen Konzert, der Perfektionist Billie Joe Armstrong wollte es so, doch die DVD wurde immerhin komplett in Tokio aufgenommen. Die Energie und schiere Wucht ihrer Punk-Pop-Songs ist perfekt eingefangen, und dazu gehört bei Green Day auch, dass es einen manchmal nervös macht, wie überambitioniert Armstrong über die Bühne springt, auch wenn die eher simplen Songs doch gar nicht nach so viel Ehrgeiz verlangen. Am Ende rührt einen das trotzige Liebeslied „Good Riddance“ immer wieder, mehr als die episch angelegten Sozialdramen. (warner) Birgit fuss
Die „Teenage Awards Music International Show“ gilt als erster Konzertfilm der Rockgeschichte. Er lief 1964 im Kino und verschwand dann im Archiv. „It’s the greatest rock movie you’ve never seen“, sagte Steven van Zandt einmal. Nun wird er erstmals restauriert wiederveröffentlicht. Wenn man nur einige der auftretenden Künstler aufzählt, wird einem schon schwindelig: Beach Boys, Chuck Berry, James Brown, Marvin Gaye, Smokey Robinson, The Supremes und natürlich: The Rolling Stones. Die euphorische Aufbruchsstimmung ist immer noch greifbar, das Gekreische enorm. Dabei wirken die Auftritte nach heutigen Standards natürlich brav, trotz der Background-Mädchen in knappen Höschen und Mick Jaggers Gewackel. Im Rückblick sieht manche Revolution eben harmloser aus, als sie war. Aber die Musik, die hier zu hören ist, hat die Welt verändert. (universal) Birgit Fuss