Wild Beasts :: Smother
Eher Traumlandschaft als Clubbesuch: melancholischer Wavepop
Auf den ersten beiden Alben der Wild Beasts hat mancher Beobachter nicht zu Unrecht eine neue Spielart des 80s-Revivals ausgemacht. Yazoo und die Eurythmics, generell androgyner Elektropop – was La Roux für Disco und Dance war, taten die Wild Beasts für die Indie-Musik. Freilich hörte man auch andere Referenzen – die britische Eleganz der Smiths, der Rhythmus von Orange Juice. Dass mancher Musiker sich nicht mit dem ländlichen, schmuddeligen Klang des Folk-Revivals identifizieren kann und nach urbaneren, klareren Klängen sucht, liegt auf der Hand. Das Karohemd von Mumford & Sons macht den Seitenscheitel-Wavepop der Wild Beats sozusagen unausweichlich.
Das letzte Werk des Quartetts um Sänger Hayden Thorpes war ein Clubbesuch, eine aufgekratzte Neonlichtplatte. „Smother“ ist dagegen eine Traumlandschaft, für die sich die Band – natürlich – an Talk Talk orientiert hat. „I have to know how it feels and I am not afraid/ This is the house we built/ All else falls away“, heißt es in „Deeper“. Die Wild Beasts wollen die eigenen Möglichkeiten ausloten, bis hinein in die Abstraktion, die am Schluss der Platte – in dem frei assoziierten „Burning“ und dem sakralen „End Come Too Soon“ – erreicht ist.
Die neue Stille steht den Wild Beasts gut, hebt sie doch das etwas Unkonzentrierte des Vorgängers auf. Die Gitarren blinken wie Sterne, die Pianotöne tropfen wie Erinnerungen. Hayden Thorpes‘ ungewöhnlicher Countertenor bleibt das Markenzeichen, doch auch Bassist Tom Fleming hat wieder famose Einsätze – sein Bariton erinnert an Elbows Guy Garvey, was den entsprechenden Liedern eine schöne Melancholie beibringt. (Domino) Jörn Schlüter