Ausgerechnet Sibirien :: Regie: Ralf Huettner
Eine skurrile Reise zu sich selbst steht in Huettners („Die Musterknaben“) neuem Film nach dem Erfolg mit „Vincent will meer“ wieder im Mittelpunkt. Matthias Bleuel (Joachim Król), Logistiker einer Leverkusener Modeversandfirma, den gerade seine Frau (Katja Riemann) verlassen hat, soll in einer Filiale im sibirischen Kemerovo ein neues Abrechnungssystem installieren. Die ebenso dralle wie grelle Inhaberin Natalja (Svetlana Tsichenko) nimmt es damit allerdings nicht so genau.
Der lässige junge Dolmetscher Artjom (Vladimir Burlakov) des korrekten Deutschen ist bemüht, mit falschen Übersetzungen den Zusammenprall der Kulturen auf ein paar Worthülsen und viel Wodka zu reduzieren. Kurz vor seinem Abflug hört Matthias auf einem Jahrmarkt die schorische Sängerin Sajana (Yulya Men). Um sie wiederzusehen, bricht er mit Artjom in die tiefste Provinz von Sibirien auf. Dass man das Glück in der Ferne und Erlösung im Esoterischen findet, gehört neben trinkfreudigen und schlagkräftigen Russen zu etlichen Klischees in diesem Roadmovie. Doch Huettner erzählt selbst die wunderlichsten Momente so natürlich und zärtlich, dass man Króls an Loriot gemahnenden, tragikomischen Helden berührt folgt.