Shearwater :: Animal Joy
Große Leidenschaft unter samtig schimmerndem Schönklang
Nicht alle Texaner sind intellektuelle Geisterfahrer, nicht alle Gutmenschen Langweiler. Und nicht jedes üppiger produzierte Album ist eine unappetitliche Breitseite klanglicher Fettmacher. Gegen solche Klischees musizieren Shearwater, 1999 von Will Sheff als Nebenprojekt von Okkervil River gegründet, seit jeher an. Nicht um ein Grad beugt sich die Band aus Austin der Behauptung, Authentizität gehe stets Hand in Hand mit einem puristischen Konzept. Nein, ihre Methode ist der samtig grau schimmernde Schönklang.
In all dem warmen, mit feinen Extras (Keys, Klarinette, Saxofon, Harp) aufgepolstertem Country/Folkrock-Grundpochen aus Piano, Gitarre, Bass und Drums schwingen sich die Songs bei gelegentlichem Feedback-Zerren und einem Hauch von Electronica zu leidenschaftlichen Plädoyers auf: gegen den ruinösen Umgang mit der Umwelt und die Entfremdung von echten, in der Natur harmonisch ankernden Bedürfnissen. Es mag irritieren, dass Vogelkundler Jonathan Meiburg, seit Sheffs Abschied zu „Rook“ (2008) alleiniger Spiritus Rektor von Shearwater, mit einem artifiziellen Timbre singt, das wechselweise an Bryan Ferry, Morten Harket, Donnie Munro oder Jeff Buckley erinnert. Aber gerade dieser pathetische, seltsam zerbrechlich flirrende Ton, der schwerelos in die Kopfstimme gleitet, sorgt bei „Animal Life“ oder „Open Your Houses“ für emotionale Überzeugungskraft. In „Insolence“ beschwert er sich an allerhöchster Stelle über fehlenden Widerstand gegen die Anmaßung der Menschen, sich alle Welt untertan zu machen: „Where were you in our life? A silent crucifix.“ Verwurzelt leben, rückwärts klingen, vorwärts denken. Kann man so machen. (SubPop/Cargo) Rüdiger Knopf
Beste Songs: „Breaking The Yearling“, „Star Of The Age“