Vernon Wray :: The Best Of Booker T. & The MG’s

Booker T. & The MG’s ***¿

Wäre diese Hits-Compilation ein Jahr später erschienen, also 1969, käme man darauf auch in den Genuss des famosen „Time Is Tight“. Auch „Soul-Limbo“ und „Hang Em High“ fehlen, doch birgt die Platte genügend andere großartige Momente der stilbildenden Studio-Crew aus Memphis, beginnend mit „Green Onions“ von 1962 und nicht endend mit jenem „Groovin'“, das die Young Rascals berühmt machten. Ein souveräner swingendes Quartett als Booker T. Jones, Steve Cropper, Al Jackson und Donald „Duck“ Dunn gab es nie im Reich von Soul und Funk, nur zwei, drei Stücken haftet der Ruch von Routine an. Auf Basis der originalen Atlantic-Tapes gemastert, gute Pressung, das Cover detailgenau reproduziert: runde Sache. (Friday Music)

Ronnie Dawson ***¿

Rockin‘ Bones – The Legendary Masters

Es muss ein alarmierender, beinahe beängstigender Anblick gewesen sein, wenn der dünne, blonde, kreidebleiche Junge aus Dallas mit giftig hoher Stimme und aufgerissenen Augen hysterisch die Bühne bearbeitete, seinerzeit, in den Fifties. „Freaky“ sei es gewesen, so Zeugen, und „frantic“. Selbst 30 Jahre später, inzwischen weißhaarig und mit tiefergelegter Stimme, beeindruckte der ewig „blonde Bomber“

noch mit wilder Präsenz. In England war sein Texas-Rock’n’Roll populärer als in Amerika, die Originale der hier versammelten Sides erzielen bei Auktionen in London seit vielen Jahren erkleckliche Beträge. Allen voran das von den Cramps gecoverte, jenseitig klappernde „Rockin‘ Bones“ sowie das halsbrecherische „Action Packed“ von 1958 mit Dawson im Tempo-Wahn. „Hear me?“, vergewissert er sich immer wieder, knapp am Abgrund zur Hysterie. (Rumble)

Wasted

Link Wrays älterer Bruder lebte als Musiker im Schatten des großen Gitarristen. Bei dessen Ray Men spielte Vernon Rhythm Guitar oder Bass, keine seiner Solo-Singles für Liberty, Cameo oder Starday, die er als Vernon Ray oder Ray Vernon herausbrachte, schaffte den Sprung in irgendwelche Charts, geschweige denn in das löchrige kollektive Gedächtnis der Rockhistorikergilde. Die LP „Wasted“, 1972 auf dem eigenen Label Vermillion in Tucson in 400er Auflage veröffentlicht und nur dort vertrieben, blieb außerhalb Arizonas völlig obskur. Schade, denn mit ein wenig Promo-Aufwand hätten die semi-akustisch instrumentierten, am zeitgenössischen Country Kris Kristoffersons orientierten Songs sicher Aufsehen erregt. Auch die oft moralisierenden Texte hätten gut in die Singer-Songwriter-Landschaft gepasst, die rustikale Musik mit einem unglaublich entspannten Link an Gitarre, Dobro und Mandoline ohnehin. (Sebastian Speaks)

Soul Time!

Als vor zehn Jahren die erste 45 von Sharon Jones und ihren Dap-Kings die noch winzige, strikt analog produzierende Daptone-Manufaktur in Brooklyn verließ, hätte man sich dort nicht träumen lassen, dass diese Flamme, an der glimmenden Asche des Sixties-Soul entzündet, bald einen Flächenbrand entfachen würde. Ein Dutzend Singles und vier LPs später hat das Revival seinen Höhepunkt zwar überschritten, doch ist immer noch heiß, wo Daptone draufsteht. „Soul Time!“ kompiliert eine Reihe von Singles, Flipsides und Soundtrack-Cuts, covert Shuggie Otis, zelebriert Funk und ermahnt zu Weihnachten. Sharon Jones ist Dynamo und Diva, das Herz stets auf der Zunge, den Verstand an keiner Garderobe abgegeben. Real R&B! (Daptone)

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates