Bush :: The Sea Of Memories
Penetrant leidender Grunge-Erinnerungs-Rock von Gavin Rossdale
Zu einem Major-Deal hat es diesmal nicht gereicht, zu einer veritablen Reunion aber auch nicht. Nigel Pulsford und Dave Parsons war es augenscheinlich zu viel Arbeit. Das viele Getoure! Also hat nun Gavin Rossdale, das zumindest partiell ingeniöse musikalische Hirn der Band, der die Songwriting-Credits ohnehin nie so recht teilen wollte, nur den Namen aus der Asservatenkammer geholt. Und ein paar alte Bekannte hinzugezogen. Ex-Helmet- und Rival-Schools-Gitarrist Chris Traynor, Lieblings-Sideman der letzten Jahre, hat leider immer noch nichts zu melden, sonst hätte er diesem zurückhaltenden, melancholischen, stellenweise fast lethargischen Grunge-Erinnerungs-Rock längst Beine gemacht.
Der Mann hat nun aber andererseits immer wieder bewiesen, dass er ein Händchen hat für simpel, aber effektvoll hookende AOR-Nummern, die mit ihrer kalkuliert angeschrabbelten Indie-Oberfläche immer ein bisschen so klangen, als wäre da irgendwie noch mehr dran. Und für viele US-College-Studenten war das wohl auch so. Bei den das Tempo leidlich anziehenden Rüpel-Stücken wie „The Afterlife“ und nicht zuletzt „I Believe In You“ ist diese Gefühl durchaus wieder da, auch bei der aufgeräumten Pop-Hymne „Red Light“ passt alles ganz hübsch zusammen, aber auf etwa der Hälfte der Songs kommt ihm dann doch wieder die Schauspielerei dazwischen. Es zittert die Stimme gar sehr, weil er auch und gerade als Mann Gefühle zulassen kann, weil er eben nun mal so viel und so tief empfindet. Diese emotionale Zeigefreudigkeit, dieses penetrante Leidenspathos konnte einem den Grunge schon damals vergällen. Ist es schon wieder so weit? Bloß kein Revival jetzt! (Edel) Frank Schäfer
Beste Songs: „The Afterlife“, „I Believe In You“