Breakfast In Nudie Suits :: Ian Dunlop
Die sehr dialogreichen Memoiren eines Mannes, der dem Leben von Gram Parsons einige Jahre beiwohnte.
Gekreuzte Wege
von Ian Dunlop
Eine Figur im Nudie Suit, mit Sonnenbrille, die Gitarre schwingend, alles grellbunt, darüber steht: „Well it’s said my life has been so free and easy/ But I’ll tell you now the story isn’t so.“ Das Gemälde ist von Ian Dunlop und soll Gram Parsons darstellen, den Americana-Vordenker, mit dem der bildende Künstler Mitte der 60er-Jahre eine Weile auch musikalisch unterwegs war, um Anerkennung ringend. Der Zweizeiler entstammt Parsons‘ Song „Kiss The Children“, und da der Vielverehrte früh starb und die Geschichte seiner Lehr- und Wanderjahre nicht selbst erzählen konnte, übernimmt das einer, der überlebte, einer mit phänomenalem Gedächtnis. Anders ist nicht zu erklären, wie Dunlop so viele Dialoge in wörtlicher Rede niederschreiben konnte, aus einer Zeit, die er selbst „wie durch einen Vorhang“ wahrgenommen haben will, wegen bewusstseinserweiternder Substanzen und so.
Es ist ein Trip: reichlich holterdipolter, doch erhalten die Jahre 1965 bis ’68 aus der Perspektive von countrybeseelten jungen Musikern, die ihre stilistischen Grenzverletzungen vor nicht immer wohlwollend gesinnten Rock-Banausen durchfochten, in Spelunken wie bei Plattenfirmen, einen durchaus heilsamen Reality-Check. Die Umwege waren das Ziel, die Bedingungen für das Scheitern aus heutiger Sicht ungeheuerlich. Die frühen Columbia-Singles der International Submarine Band, der Deal mit Lee Hazlewood, das Byrds-Intermezzo, das Burritos-Desaster: Dunlop war dabei, ob mittendrin oder an der Peripherie, und seine diesbezüglichen Erinnerungen sind oft erhellend.
Es ist „The Trip“: Eine Cameo-Appearance in diesem Peter-Fonda-Film hatte Dunlop nur, nutzt sie aber für Name-Dropping galore. Wir begegnen Dennis Hopper, Arthur Lee, David Crosby. Episoden, die nicht linear ins Erzählschema eingefügt sind, sondern im Fluss eines ausufernden Reiseberichtes auftauchen. Auch Gram Parsons ist nicht immer mit von der Partie, rückt nur in den Fokus, wenn sich seine und Dunlops Wege kreuzen, anfangs in Cambridge als begüterter Harvard-Student, gen Ende in L.A. als trudelnder Stones-Satellit. Noch ein gemaltes Porträt: Hank und Gram, darüber „I’ll never get out of this world alive“, darunter Blumen-Girlanden, Totenköpfe, eine Flasche Jack Daniels. So ist auch das Buch. (Clarksdale, ca. 28 Euro)
von Paolo Hewitt
Die Übernahme des Titels einer Impressions-LP als Unterzeile dieser dankenswerterweise neu aufgelegten, exzellenten Band-Bio passt leider: „The Young Mods‘ Forgotten Story“. Zum Vergessen trug nicht zuletzt der Umstand bei, dass die Small Faces eigentlich eine Singles-Band waren, eine Alben-Band sein wollten und so zwischen die Stühle gerieten. Der Beat-Appeal von „All Or Nothing“ wurde schließlich auf dem Altar einer Konzept-LP geopfert, alte Fans befremdend. (acid jazz, ca. 25 Euro)
von Eric Lefcowitz
Für einen so detailvernarrten, mit Trivia gespickten Band ist das Fehlen einer Diskografie etwas merkwürdig. Ansonsten wird nichts ausgelassen, sämtliche Aspekte der singenden TV-Casting-Sensation werden unter die Lupe genommen. Man erfährt etwa auch, was die vier Monkees aktuell so beschäftigt: Mickey ist DJ, Davy hat wieder geheiratet, Pete ist an Krebs erkrankt und Mike wird immer reicher. (Retro future, ca. 30 Euro)
The Last Bandit – A Rock’n’Roll-Life ****
von Nikki Sudden
Die Autobiografie eines Musikverrück-ten, dem keine seitenlangen Nachrufe gewidmet wurden, als er 2006 starb, erst 49 Jahre alt. Adrian Nicolas Godfrey alias Nikki Sudden war als Fan leidenschaftlich, als Künstler kompromisslos und als Mensch so sympathisch wie selbstzerstörerisch. Kurz vor seinem Tod hatte er seine Erinnerungen glücklicherweise noch zu Papier gebracht, auf 600 leider ziemlich schlampig redigierten Seiten liegen sie nun vor, rückhaltslos ehrlich und unbestechlich wie das darin dokumentierte Leben. (Arcana, 28 euro)