John Hiatt :: Dirty Jeans & Mudslide Hymns
Fabelhafte Americana-Platte des großen Songschreibers
Vater trinkt, Mutter erzieht die Kinder, die Schwester ist von Hass zerfressen. Verdammte Stadt, sag ich, diesmal hau ich ab! Mit diesem schweren Blues-Rock beginnt das Album: wie eine Südstaaten-Melange aus Bruce Springsteen und Randy Newman, zwischen Rollenprosa und Bestandsaufnahme. John Hiatt ist der Letzte, der ohne Klischees auskäme – auch diesmal geht die Sonne unter, werden Versprechen gehalten oder nicht, wird die Liebe zurückgeholt, alle Straßen sind leer, und ist die Hölle zugefroren, schmerzt das gebrochene Herz, fließen die heißen Tränen. Es seufzt die Pedal-Steel-Guitar, es schaufelt das Schlagzeug.
Mit einem Wort: Auch dieses knarzige, flehentliche, zutiefst sentimentale und wohlig melodische Album verbreitet Americana mit der Selbstverständlichkeit eines Farmers, der sein Land bestellt. Dieser Farmer beschäftigt neuerdings sogar Background-Sänger und erinnert manchmal an das Feuer von Sam Cooke, manchmal an die Bottleneck-Schunkler von Ry Cooder, oft an die Song-Kunst von Dan Penn und Spooner Oldham. Waren Hiatts Lieder zuletzt ein wenig formelhaft und hüftsteif, so arbeitet sein Mojo diesmal wie ein Metronom: Das Akkordeon schwelgt, die elektrische Gitarre brennt, man spielt Soli, man schwingt das Tanzbein, man schollert auf der Gitarre. Der alte Süden. Southern comfort.
So gut war John Hiatt seit „Stolen Moments“ im Jahr 1990 nicht mehr. Und er war immer verdammt gut. (Blue Rose) Arne Willander
Beste Songs: „Don’t Wanna Leave You Now“, „Train To Birmingham“